Königin der Nacht
Netflix, Amazon und der kleine Us-sender FX sind die großen Sieger bei den Golden Globes für Serien. Zu sehen sind „The Crown“, „Atlanta“und Co. online und im Pay TV.
Was erst 2013 und 2014 mit Emmy und Golden Globe für „House of Cards“begann, ist inzwischen Usus. Online-giganten wie Netflix oder Amazon produzieren Serien fürs Netz und räumen bei den Preisverleihungen regelmäßig ab. Immer öfter das Nachsehen haben die großen Fernsehstationen, die zwar zum Teil mit der Qualität ihrer fiktionalen Formate mithalten können, nicht aber mit der Vielfalt des Angebots der Streamingseiten: 15 Serien brachte allein Netflix im Vorjahr an den Start, zehn waren es bei Amazon – Tendenz steigend.
Mit „The Crown“fuhr bei den Golden Globes Sonntagnacht in Beverly Hills Netflix den nächsten großen Erfolg ein: In großartiger Ausstattung und packender Dramaturgie wird das erste Jahrzehnt der Regentpenden Zwei Globes gab es für „Atlanta“, nach einer Idee von Donald Glover, der auch die Hauptrolle übernommen hat von Queen Elizabeth II. erzählt – ohne dabei auf die Verquickungen mit Premierminister Winston Churchill in Downing Street 10 zu vergessen. „The Crown“erhielt den Globe für die beste Dramaserie, Claire Foy (32) für die beste Hauptdarstellerin. Staffel zwei über das zweite Jahrzehnt der Queen ist bereits fix. Regie führt wieder Peter Morgan. Amazon freut sich mit Billy Bob Thornton über seinen Globe als bester Hauptdarsteller in der Onlineserie „Goliath“. Der 61Jährige gibt den heruntergekommenen Staranwalt Billy Mcbride, der gegen eine riesige Kanzlei zu Felde zieht. Ironie dabei: Die Kanzlei heißt „Cooperman & Mcbride“und er baute sie einst selbst auf.
Tracee Ellis Ross gewann den Globe als beste Hauptdarstellerin in einer Comedyserie für „Black-ish“. Der Preis war die einzige Auszeichnung für einen der großen Us-tv-sender: „Black-ish“läuft auf ABC.
Die Auszeichnung für die beste Comedyserie ging an „Atlanta“. Erfinder Donald Glover erhielt auch gleich den Preis als bester Hauptdarsteller in einer Comedyreihe. Er spielt in der Serie des Kleinsenders FX einen gescheiterten Alleingänger, der zum Manager seines rapschaft Cousins wird. FX produzierte mit „The People v. O. J. Simpson: American Crime Story“auch die beste Miniserie.
Im Free TV darf man mit den prämierten Formaten nicht rechnen. Weder Puls 4 noch ATV sicherten sich Ausstrahlungsrechte. Der ORF kaufte zwar „Black-ish“, hat aber keinen Sendetermin. Warum? Weil aus Sicht der Sender mit fortlaufend erzählten anspruchsvollen Geschichten, die nur von Woche zu Woche ausgestrahlt werden, keine Quote mehr zu machen ist. Nur wann zeigte ein Sender zuletzt eine auserzählte Serie mit Niveau à la „House of Cards“zu akzeptabler Sendezeit?