Ein Appell ist nicht genug
Schutz vor Übergriffen fordert mehr als Zivilcourage.
Ein Innenminister ruft dazu auf, bei sexuellen Attacken Meldung zu erstatten und für andere die nötige Zivilcourage aufzubieten. Ersteres sollte wohl jedem mündigen Bürger klar sein. Letzteres steht mit Empathie (heute eher ein Extra denn Serienausstattung) beschlagenen Mitmenschen gut. Denn: Würde man nicht auf Gleiches hoffen, wäre man einmal selbst Betroffene(r)?
Was aber, wenn nicht das heute leider allgegenwärtige Wurschtigkeitsgefühl die Bereitschaft, anderen zu helfen, von vornherein lähmt? Wenn einen die diffuse, aber greifbare Angst, selbst draufzuzahlen, zum Wegschauen bewegt? ass nach den Übergriffen in Innsbruck Tatverdächtige frei herumspazieren, mag auf dem Amtsformular haltbar sein. Grundvertrauen in politisches Pouvoir stärkt es nicht. Zivilcourage mit Augenmaß sollte es ohne ministerlichen Appell geben. Es sollte aber auch niemand den Staat daran erinnern müssen, dass eine seiner existenzberechtigenden Kernagenden wirksame Sicherheitspolitik ist/wäre.