„Kopftuchverbot führt nur zum Rückzug aus der Öffentlichkeit“
Unsere Leserinnen und Leser diskutieren das Für und Wider eines solchen Verbots aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln.
„Kurz fordert in Schulen ein Kopftuchverbot“, 7. 1., und Leitartikel „Bekenntnis-verhängnis“, 6. 1.
Nichts gelernt aus Kopftuchdebatten und verlorenen Prozessen im Nachbarland Deutschland, fischt nun der Polit-jungstar Kurz im Wählerteich Straches zum Zwecke der Stimmenmaximierung und greift einmal mehr zur Islamophobiekeule. Geht es nach dem Modell Kurz & Jeannée, dann sollte eine hoch qualifizierte Lehrkraft nur des Kopftuches wegen ein Leben lang arbeitslos bleiben. Sollte diese Lehrkraft aufgrund politischer Willkür ein Stück Textil ablegen, um den Job zu ergattern, wäre sie genötigt, ihre Identität zu verleugnen, und gehindert, ihre Religion in einem ach so freien, liberalen Land zu leben.
So viel zur von Kurz zitierten „Religionsfreundlichkeit“in Österreich, wo nach Kreisky weder Rot noch Schwarz vermögen, eine eigene Politik zu kreieren und zu ideenlosen Blaukopierern mutieren. War damals noch Österreich als Mittler in Nahost in der Lage, im eigenen Land eine Moschee in Floridsdorf zu erbauen, steht heute Polarisierung gegen den Islam am Programm.
Wohin die rot-schwarze Verhinderungspolitik geführt hat, sieht man bei Van der Bellen. Er konnte seine Wahl gewinnen, ohne gegen Muslime und Kopftuch herzuziehen. Vielleicht genau deswegen, da ihm so gut wie alle Stimmen der auf eine Dreiviertelmillion geschätzten Wahlberechtigten der österreichischen Muslime gehörten. Bei einem Vorsprung von 300.000 Stimmen auf Hofer durchaus denkbar. Bernd Wolf,
Schiefling am See
Keine Integration
In letzter Zeit wollen sich die Minister unserer Bundesregierung mit Vorschlägen zur Verschärfung der Lebensbedingungen für Nicht-österreicher übertreffen. Ob es Verteidigungsminister Doskozil oder Innenminister Sobotka sind, die ständig Vorschläge unterbreiten, die dazu dienen sollen, den Zuzug und den Aufenthalt von Schutzsuchenden nach Öster- zu erschweren. Integrationsminister Kurz hat Mühe, in dem Reigen der integrationsfeindlichen Vorschläge mitzuhalten. Jetzt ist ihm aber wieder eine Schlagzeile gelungen. Das Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst ist ein beliebter Diskussionsstoff, zumal ein solches Verbot nur eine geringe Zahl an Österreicherinnen treffen würde. Da gibt es dann gleich viel Zustimmung.
Ich frage mich, was er damit bezweckt, wenn dann Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen, Krankenschwestern und Richterinnen vor der Wahl stehen, ihren Glauben in der Öffentlichkeit zu verleugnen oder ihre Arbeitsstelle aufzugeben. Von der Integration her ist allein die Diskussion darüber eine Katastrophe, weil sie ja genau zum Gegenteil von Integration – dem persönlichen Rückzug aus der Öffentlichkeit – führt. Aber sein politisches Kleingeld hat sich der Herr Integrationsminister ja schon abgeholt. Die Fpö-spitze hat schon laut gejubelt und den Vorschlag auch medial unterstützt.
Walter Haas, Ligist
Christ und Demokrat
Ethikunterricht für alle Schulkinder: Ich werde ab heute ein Kopftuch aufsetzen und meinen Rosenkranz umschnallen. Warum? Ich bin Christ und Demokrat! Walter Wendner,
Trofaiach
Keine Problemlösung
Ich gebe Herrn Sittinger recht, ein Kopftuchverbot alleine wird weder das Integrations- noch unser Identitätsproblem lösen. Zu tief greifend sind die Diskrepanzen inzwischen. Zum einen haben wir Zuwanderer, die mit ihrer Religion auch eine völlig andere Wert-, Verhaltens-, Gesetzesvorstellung mitbringen.
Mag. Sabine Burg, Graz
Mutiger Schritt
In vielen Unternehmen und im öffentlichen Dienst gibt es Kleidervorschriften, die dem Erscheinungsbild und gegebenenfalls auch der persönlichen Sicherheit dienen. Sebastian Kurz will das Kopftuch im öffentlichen Dienst verbieten. Allen, die sich öffentlich dahin gehend äußern, dass diese Vorgehensreich