Streit ums Geld lässt Wildnisgebiet scheitern
Land bläst Naturschutzgebiet in Wildalpen ab. Grund seien „völlig überzogene Entgeltvorstellungen“der Bundesforste.
Fast zwei Jahre lang wurde geplant und verhandelt, jetzt scheint alles umsonst gewesen zu sein. Aus dem 6500 Hektar großen Naturschutzgebiet im steirisch-niederösterreichischen Grenzgebiet dürfte nichts werden. Der Grund: Land und Bundesforste, die das Gebiet verwalten, konnten sich nicht über die Höhe der Ausgleichszahlungen einigen, die jährlich von Graz nach Wien hätten fließen müssen. Jetzt warf Umweltlandesrat Anton Lang (SPÖ) das Handtuch, die Verhandlungen werden abgebrochen.
Wie berichtet, sollte das weitgehend unberührte Wildnisgebiet im Bereich Wildalpen als Schutzzone für den niederösterreichischen Rothwald dienen, der als letzter Urwald Mitteleuropas seit der Eiszeit keinem menschlichen Einfluss ausgesetzt war. Das steirische Schutzgebiet hätte „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das Prädikat Weltnaturerbe erhalten“, zeigt man sich in Langs Büro enttäuscht. Hinter den Kulissen ist der Ärger im Landhaus groß. Von „völlig überzogenen Entgeltvorstellungen“der Bundesforste ist die Rede. Nach Informationen der Kleinen Zeitung lagen die Preisvorstellungen der Wiener um mehr als das Doppelte über den vom Land gebotenen Summen. Die Bundesforste hätten sich bei den Verhandlungen kaum bewegt, kritisiert ein Insider.
Das bestreitet man in Wien. „Wir haben dem Land ein sehr großzügiges Angebot gemacht“, sagt Bundesforstesprecherin Pia Buchner. Die Forderungen der Steirer seien aber unverhältnismäßig gewesen, zumal auch auf niederösterreichischer Seite deutlich mehr bezahlt würde.
Sowohl beim Land als auch bei den Bundesforsten wird betont, dass das jeweilige Angebot aufrechtbleibe. Das Schutzgebiet einfach per Verordnung zu erzwingen, wäre für Lang rechtlich zwar möglich, komme aber nicht infrage, heißt es im Landhaus. Ein jahrelanger Rechtsstreit wäre die Folge, den man niemandem zumuten wolle.
Günter Pilch, Martin Mandl