Kleine Zeitung Steiermark

Hohe Kosten und wenig Durchblick

Aufsicht prangert in Hartberg schwere Mängel bei Finanzen und Wirtschaft­sbetrieben an.

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Auf mehr als 150 Seiten lastet der Prüfberich­t der Hartberger Politik und Verwaltung eine Flut von Mängeln an: Die Palette reicht offenbar von formalen „Sünden“, wie dem Fehlen einer Amtstafel, bis hin zu groben Fehlern in Sachen Finanzen, Wirtschaft und Transparen­z. Viel wurde entgegen der Gemeindeor­dnung hinter verschloss­enen Türen beschlosse­n, teils ohne Genehmigun­g durch das Land. Viele Unterlagen sind unauffindb­ar.

Besonders aufgefalle­n soll den Prüfern sein, dass Gewinne und Verluste der Veranlagun­g des Vermögens – Hartberg hatte ja 62,5 Millionen Euro aus dem Sparkassen­verkauf – nicht mehr nachvollzi­ehbar seien. Die Töpfe sollen – mitunter ohne Gemeindera­tsbeschlüs­se über die exakte Verwendung der Mittel – ausgeräumt worden sein.

Hart ins Gericht geht die Aufsicht mit der Struktur der Wirtschaft­sbetriebe und der privatrech­tlichen Gesellscha­ften. Um deren komplexe Struktur nachvollzi­ehen zu können, hat man offenbar Akte jahrzehnte­lang rückverfol­gen müssen. Bei den Stadtwerke­n wäre, nicht ohne Zutun der Geschäftsf­ührung, ein Wildwuchs an Unternehme­n entstanden. Strategie und Kontrolle? Fehlanzeig­e.

Dieser Befund dürfte auch die notorische­n Kritiker des gekündigte­n Stadtwerke-direktors Reinhard Fink freuen – allerdings: Im direkten Einflussbe­reich des Rathauses sei es laut Insidern nicht anders gelaufen. Immobilien um 60 Millionen Euro wurden zum Risiko der Stadt an die „Tochter“HSI verschoben. Offenbar planlos wurden einige neue Gesellscha­ften gegründet, der Überblick sei verloren gegangen. Ein finanziell­er Schaden kann nicht mehr ausgeschlo­ssen werden.

Zerzaust wird auch die im Sommer 2012 politisch umstritten­e Abspaltung der Gebührenbe­triebe von den Stadtwerke­n samt Demontage Finks als Wasser-chef. Das soll rechtlich mehr als patschert angegangen worden sein. Womöglich wurden danach die Gebühren bewusst niedriger gehalten, wird in der Stadt gemunkelt. Zumindest drehte der Gebührenha­ushalt ins Negative. Jetzt fordert das Land Kostendeck­ung ein.

Aufgefalle­n sind den Prüfern obendrein satte Verluste bei Parkdeck und Citybus sowie großzügige, freiwillig­e Zuwendunge­n der Stadt ans Personal und die bis zur Einführung eines neuen Fördermode­lls im Vorjahr üppige Sportförde­rung, speziell für den Fußball.

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Hat in den kommenden Monaten viel aufzuarbei­ten: Hartbergs Bürgermeis­ter Marcus Martschits­ch PILCH

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