Schlierenzauer brachte die schwarze Wand zu Fall
Gregor Schlierenzauer (27) fand neue Motivation – und kehrt heute in Wisla auf die Skisprungbühne zurück.
Es darf davon ausgegangen werden, dass bereits bei der heutigen Qualifikation für das Weltcupwochenende in Wisla (17.45 Uhr, Eurosport, live) rund um den Adammalysz-bakken, liebevoll auch „Malinka“genannt, der Bär steppen wird. Vorrangig deshalb, weil die skisprungverrückten Polen den ersten Auftritt des frischgebackenen Vierschanzentournee-triumphators Kamil Stoch entsprechend feiern werden. Aber auch Gregor Schlierenzauer wird seinen gebührenden Beifall ernten. Immerhin hat der Tiroler just das Städtchen an der Weichsel zum Schauplatz seiner mit Spannung erwarteten Rückkehr auserkoren.
Der Weltcup-rekordsieger (53) ist also wieder da. Über ein Jahr, nachdem Schlierenzauer am 4. Jänner in Innsbruck aus Ermangelung an Erfolgen aus dem Weltcup ausstieg und sich Mitte März in Kanada einen Kreuzbandriss im rechten Knie zuzog, schlägt der mittlerweile 27-Jährige heute ein neues Kapitel seiner einzigartigen Laufbahn auf.
Dass Schlierenzauer überhaupt wieder großen Weiten nachjagt, ist keine Selbstverständlichkeit. „Für mich war die Situation, als ich ganz unten war, extrem. Ich hatte eine Sinnkrise, die ich keinem Menschen wünsche. Aber man muss das relativieren, denn es gibt viel Schlimmeres im Leben. Aber aus meiner Sicht bin ich vor einer schwarzen Wand gesessen und habe nicht mehr gewusst, was ich tun soll“, sinnierte der Stubaier im Rahmen eines Pressetermins in Bischofshofen. Trotzdem schaffte es Schlierenzauer, sich aus diesem „Gedankensumpf“zu befreien. „Ich habe mir die Fragen gestellt: Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich und was gibt mir am Ende des Tages Energie? In dieser Phase hat es mir sehr geholfen, einmal alles in Ruhe zu reflektieren, mit Menschen zu reden und Erfahrungen auszutauschen. Denn zehn Jahre immer in der obersten Liga mit dem besessenen Drang, dem Erfolg nachzujagen, auf Vollgas zu fahren, kosten natürlich Energie.“Diese Energie hat der Fulpmer nun aber wieder aufgetankt. „Ich bin jetzt wieder topmotiviert und freue mich darauf, wenn es losgeht.“Wunderdinge dürfe man sich gleich zu Beginn aber noch keine erwarten: „Ich werde versuchen, mich step-by-step an die Spitze heranzuarbeiten.“Alexander Tagger