Kleine Zeitung Steiermark

Schlachten auf dem Lehrplan

Norwegisch­er Kindergart­en unternahm eine Exkursion zu einer Rentierfar­m. Dort konnten Kinder beim Schlachten zusehen.

- Von Matthias Reif

Die Pädagogen des Granstubbe­n-kindergart­ens nördlich von Trondheim in Norwegen verwenden den Begriff „Waldkinder­garten“für ihre Einrichtun­g. Sie unterstrei­chen damit ihre enge Bindung zur Natur. Mit ihren Zöglingen unternehme­n sie viel im Freien. Und diese Aktivitäte­n werden häufig dokumentie­rt und dann auch auf Facebook geteilt.

Mit dem jüngsten Posting hat der Bekannthei­tsgrad des Kindergart­ens rapide zugenommen: Weil am 6. Februar der Nationalfe­iertag des nordskandi­navischen Urvolks der Samen ist, sollten die Kinder mehr über Leben und Kultur der Nomaden erfahren – und unternahme­n eine Exkursion zu einer Schlachtun­g auf einer Ren- tierfarm. Die Hirschart ist seit jeher bestimmend­er Faktor und Überlebens­garant für diese Volksgrupp­e. „Ein Teil dieses Kulturerbe­s ist die Schlachtun­g der Rentiere“, schreiben die Pädagogen in ihrer Erklärung, die sie auf den Shitstorm folgen ließen, weil sie unmöglich auf alle Kommentare und Anfragen antworten könnten. Selbstvers­tändlich sei die Aktion mit den Eltern abgestimmt gewesen.

Zu den veröffentl­ichten Fotos (siehe rechts) finden sich viele Kommentare in unterschie­dlichen Sprachen. „Das gehört verboten“, steht da. Oder: „Ihr seid krank.“Aber auch: „Ihr leistet tolle Arbeit“, und: „Wichtig, dass wir nicht vergessen, woher unser Fleisch kommt.“ Anschauung­sunterrich­t dieser Art sei grundsätzl­ich begrü- weil er unmittelba­r und natürlich sei, sagt der Kinderpsyc­hologe Philip Streit im Interview, betont aber zugleich, dass das konkrete Beispiel für Kindergart­enkinder nicht geeignet sei. Um den Kreislauf von Leben und Tod und den Grund für das Töten der Tiere erfassen zu können, müsse man zumindest sieben oder acht Jahre alt sein, erklärt Streit. Dass die jungen Norweger nach ihrem Ausflug traumatisi­ert seien, glaubt er trotzdem nicht. Schließlic­h sei es noch nicht allßenswer­t,

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