„Es geht ums Geld und um meine Vernichtung“
Oststeirischer Arzt bestreitet vor Gericht, seine Kinder gequält zu haben. Ein Gutachter wird ihn untersuchen.
GRAZ
Gestern musste sich ein oststeirischer Arzt (55) am Landesgericht Graz massiven Vorwürfen von Staatsanwalt Christian Kroschl stellen: Jahrelang soll er seine Kinder psychisch und körperlich gequält haben. Er soll wiederholt gedroht haben, sich zu erschießen oder zu erhängen.
Er habe sich oft selbst verletzt und verstümmelt, sich einmal sogar einen Schraubenzieher in den Bauch gerammt und ihn von seiner Tochter herausziehen lassen. Eine Tochter soll er von Schmerzmitteln abhängig gemacht haben, was schwere Dauerfolgen nach sich zog, nämlich Drogensucht und Epilepsie. Er soll Marihuana besessen und auch an die Kinder weitergegeben haben. Der Angeklagte bestreitet die meisten Vorwürfe vehement. Vielmehr sei er das „Opfer“der eifersüchtigen Ex-frau und einer Ex-geliebten. „Wenn Liebe in Hass umschlägt“, sinniert er. Er sei „die Melkkuh der Familie“gewesen, bis er trotz 23.000 Euro Nettoeinkommen nicht mehr wusste, wie er das Geld für die Luxusartikel seiner Frau heranschaffen sollte. Scheidung sei lange nicht infrage gekommen, weil er konservativ sei.
Drogen habe er weder verwendet noch weitergegeben. Seiner Tochter habe er nicht süchtig gemacht, sondern ihr nur Mittel gegen eine Schlafstörung verabreicht. Die Selbstverletzungen, Suizidgedanken und einen Selbstmordversuch gesteht er vor Richter Andreas Rom aber ein. „Ich war total überfordert.“Möglich auch, dass die Kinder Angst vor ihm hätten. „Das hat sich in der Familie hochgeschaukelt.“Es gehe nur ums Geld und darum, ihn physisch und psychisch zu vernichten.
15 Jahre war er in Psychotherapie, jetzt sei er aber „stabil“. Das Gericht vertagt, um einen Gutachter zu bestellen. Der wird klären, ob der Angeklagte zurechnungsfähig war und ob er so gefährlich ist, dass er in eine Anstalt für abnorme Rechtsbrecher eingewiesen werden muss. Alfred Lobnik