Turrinis Sätze für die Ewigkeit Zum Stück
hen und Tiefen einer der spannendsten, genialen, aber letztlich unfassbaren Frauen des 20. Jahrhunderts ausblendete.
In seinem Stück „Sieben Sekunden Ewigkeit“setzt Peter Turrini der Schauspielerin, Erfinderin und emanzipierten Lebenskünstlerin Hedy Lamarr ein keineswegs zuletzt immens berührendes Denkmal. Seine Hommage, angereichert mit Fiktionen, ist eine artistische Mischung aus Stationen- und Psychodrama, an Sprachmusik reichem Herzkammerspiel, Tragikomödie über den Traum von der ewigen Jugend und Schönheit. Es ist ein trügerisches Spiel der Erinnerungen, es ist die Geschichte der einstmals schönsten Frau der Welt, die kaum in der Lage gewesen ist, die Zahl all ihrer Affären zu zählen, aber sich der wahren Lieben stets entzog und mehrmals innerlich starb – mitten im Sieben Sekunden Ewigkeit. Von Peter Turrini. Regie: Stephanie Mohr. Mit Sandra Cervik. Theater in der Josefstadt: 17., 18., 30., 31. Jänner (19.30). Karten: (01) 42 700-300 Wertung: Leben. Ganz nach der Maxime: Ich hatte hundert Leben und nahm mir stets nur eines.
Peter Turrinis 90-minütiger Monolog, uraufgeführt im Theater in der Josefstadt, stellt eine enorme Herausforderung an die Schauspielerin dar – Sandra Cervik meistert sie durch ihre enorme Wandlungsfähigkeit, durch ihren permanenten Wechsel zwischen Tragik, Ironie, kleinen ordinären Derbheiten grandios. Im Hintergrund ist häufig jene Kurzsequenz zu sehen, aus dem Jahr 1933 und dem Film „Ekstase“, mit Hedy Lamarr als schemenhaft durchs Gelände huschender erster Filmnackter. „Ich bin der Wind. Kann man den Wind festhalten?“, lautet einer der Schlüsselsätze. Sandra Cervik gelingt dies, mithilfe von Peter Turrini, der erneut und virtuos seine einzigartige Fähigkeit als Schicksalsverdichter beweist.
Und Erkenntnisse liefert, für die Ewigkeit bestimmt. Etwa diese: „Wir bewegen uns weiter, jahrzehntelang, aber wir sind nur Kinderleichen in wechselnden Verkleidungen.“Er hat nicht nur die Geschichte einer Großgestalt neu erfunden, er hat sie wieder zum Leben erweckt, ausgestattet mit einer Seele, die, selbst in Flammen, die Welt um sich herum versengt. Ein vielschichtiges Glanzstück, nur Feuer und Flamme dafür kann man sein.