Der Löwe wird uns fehlen
Der legendäre „Jerusalem Post“-chefredakteur Ari Rath starb mit 92 Jahren in Wien.
Abschiede haben früh zu seinem Leben gehört. Als er vier Jahre alt war, stürzte sich seine an Depressionen leidende Mutter aus dem Fenster. Das Wort Mama brachte er fortan nie wieder über die Lippen, schildert Ari Rath in seinem Erinnerungsbuch „Ari heißt Löwe“.
1938 hieß es für den jüdischen Buben aus der Porzellangasse im neunten Wiener Bezirk erneut Abschied nehmen. Nach dem „Anschluss“Österreichs an Nazideutschland musste Ari mit seinem älteren Bruder Max weg – der Vater saß in Dachau (überlebte und emigrierte später in die USA). Die Buben flüchteten nach Palästina.
Erst mit dem Zug von Wien nach Triest und von dort mit der MS Galiläa nach Haifa. „Ich weiß es wie heute, wie ich am 2. November 1938 vom Wiener Südbahnhof mit dem Kindertransport nach Triest gefahren bin“, erinnerte sich Ari Rath im Interview mit der „Kleinen Zeitung“, „ich hatte über den Semmering REAKTIONEN „Er war ein leidenschaftlicher Friedensstifter, herausragender Journalist und großer Freund Österreichs.“Kardinal Christoph Schönborn bis weit in die Steiermark hinein Tränen in den Augen.“Es sei nicht nur ein Weggang von der Familie gewesen, es war ein „Abschied von meiner ganzen Welt“. Mit 13 Jahren und zehn Monaten.
Er lebte fortan in einem Kibbuz, studierte parallel Zeitgeschichte und Volkswirtschaft und wandte sich vermehrt dem Journalismus zu. Als junger Mann baute Ari Rath den Staat Israel mit auf, arbeitete eng mit David Ben-gurion, Schimon Peres und Teddy Kollek zusammen. Er wurde zu einem der renommiertesten Journalisten Israels und Augenzeuge vieler historischer Momente, wie der Zusammenkunft Adenauers und Ben-gurions im Waldorf Astoria, 1960 in New York.
Schon 1957 trat Rath in die Redaktion der „Jerusalem Post“ein, ab 1975 war er Chefredakteur und später auch Herausgeber. Er vertrat immer die Linie des Nahostfriedensprozesses und eines friedlichen Nebeneinanders der beiden Völker. Das heutige Israel nannte Ari Rath „eine große Enttäuschung und „Er vermochte auf unnachahmliche Weise, Zuversicht zu vermitteln, ohne die finsteren Zeiten auszublenden.“Herbert Ohrlinger, Zsolnay-verlag