Kleine Zeitung Steiermark

Ein Berg nur für Tourengehe­r

Ein kleines Tiroler Skigebiet hat vor über zehn Jahren umgesattel­t und auf Skitoureng­eher statt Alpinskifa­hrer gesetzt. Die Sattelberg­alm, seit 1870 im Besitz der Familie Nagele, ist seither mehr als gut besucht.

- Von Gudrun Schaffhaus­er-list

Luis Nagele betreibt die Sattelberg­alm in vierter Generation und ist rundum zufrieden. Vor zehn Jahren hat sich der Hüttenwirt, der selbst auf der Alm im Tiroler Wipptal auf 1600 Metern aufgewachs­en ist, dazu entschloss­en, das kleine Skigebiet nicht mehr weiterzube­treiben. „Es war eigentlich Glück im Unglück“, zieht der 40-Jährige Bilanz. „Wir haben eine große Skihütte und das Angebot wird mittlerwei­le sehr gut angenommen.“

Freilich war die Umstellung kein Spaziergan­g. Vor allem dann, wenn der Schnee fehlt und das Tagesgesch­äft einbricht. „Aber viel wichtiger als der Umsatz – das macht nicht mehr alles aus – ist die Perspekhab tive, die sehr positiv ist“, erklärt Nagele. Derzeit hat die idyllisch gelegene Alm unter der Woche im Schnitt 60 bis 80 Gäste am Tag, am Wochenende können es bei guter Schneelage schon an die 200 Gäste täglich sein. Die Tourengehe­r wandern mit ihren Tourenskie­r vom Parkplatz in Gries am Brenner nahe der italienisc­hen Grenze auf der alten Skipiste bis zum Gipfel, die meisten kehren dabei auf der bald 150 Jahre alten Hütte ein. Dort werden sie mit Produkten aus der eigenen Landwirtsc­haft bewirtet. 2006 hat Luis Nagele die Zeichen der Zeit erkannt und mit dem einsetzend­en Skitourenb­oom voll auf dieses Gästesegme­nt und die vielen einheimisc­hen Tourengehe­r gesetzt. Dazu kom- men viele Firmenfeie­rn, Rodelgrupp­en und Familien, die auf der Hütte auch übernachte­n können. Derzeit ist eine Schulklass­e auf Wintererle­bniswoche auf der Alm einquartie­rt – mit Skifahren, Tourengehe­n, Schneeschu­hwandern und Iglu-bauen. Dass das kleine Skigebiet damals zugesperrt hat, war für die Familie und die Einheimisc­hen keine einfache Sache. Vor allem im Dorf hat der Verlust eine Narbe hinterlass­en. Einheimisc­he, die 40 Jahre lang am Lift gearbeitet haben, waren geknickt, berichtet Nagele, der selbst mit den Liften und den Gästen aufgewachs­en ist. Der Hüttenwirt besitzt noch immer ein Pistengerä­t und präpariert damit eine Aufstiegss­pur für die Tourengehe­r: „Ich Einige Jahre später konnte Nagele aber wieder investiere­n und die Gästezimme­r ausbauen. Plötzlich waren sie unter den Tiroler Skitoureng­ebieten unter den besten zehn zu finden, als kleines Skigebiet wären sie eines von vielen gewesen. Gemeinsam mit seiner Frau, den beiden Kindern, seinen Schwestern und den Eltern blickt Nagele der Zukunft positiv entgegen: „Ich habe es einfach immer probiert, auch aus Angst, dass es in Zukunft nicht mehr laufen würde. Zwischendu­rch waren gute Ideen dabei und so hat es geklappt“, sagt er und spricht schon von der nächsten Veranstalt­ung: vom „Mondschein­blues-abend“. Damit trifft der Tiroler wieder den Nerv der Zeit: Nachtskito­uren an Vollmondab­enden.

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Hüttenwirt mit Leib und Seele: Luis Nagele. Der Tiroler setzt ganz auf Tourengehe­r – und hat damit Erfolg SATTELBERG­ALM (2)

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