Kleine Zeitung Steiermark

Trump sagt der EU den Kampf an

Ein Interview des künftigen Präsidente­n mit der „Bild“löst eine Lawine aus. Nato? Obsolet. EU? Zerfällt. Twitter? Geht weiter.

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Der Countdown zum Amtsantrit­t von Donald Trump läuft. Am Freitag wird der 70-Jährige als 45. Präsident der USA vereidigt. Vier Tage vor dem Ereignis ist der deutschen Boulevardz­eitung „Bild“ein Coup gelungen. Gemeinsam mit der britischen „Times“hat Ex-chefredakt­eur Kai Diekmann dem New Yorker in einem Interview einige kritische Äußerungen zu Nato, EU und Welthandel entlockt, die eine neue Furcht vor dem Kurs des künftig mächtigste­n Menschen der Welt ausgelöst haben.

Trump sagte, er halte den Brexit für eine „kluge“Entscheidu­ng und sagte der EU weitere Austritte voraus. Denn die Union sei im Grunde genommen „ein Mittel zum Zweck für Deutschlan­d“. Die EU sei zum Teil gegründet worden, „um die Vereinigte­n Staaten im Handel zu schlagen“. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel griff er auch persönlich an: „Ich hatte das Gefühl, sie ist großartig, eine großartige Anführerin. Aber ich finde, sie hat einen äußerst katastroph­alen Fehler gemacht, und zwar all diese Illegalen ins Land zu lassen.“

Merkel reagierte gelassen. „Ich persönlich warte jetzt erst einmal auf die Amtseinfüh­rung des amerikanis­chen Präsidente­n. Das gehört sich so“, sagte sie in Berlin. Seinen Ratschlä- gen erteilte sie dennoch eine Abfuhr: „Also, ich denke, wir Europäer haben unser Schicksal selbst in der Hand.“Merkel bemüht sich nach Angaben aus Regierungs­kreisen allerdings um einen Termin in Washington noch im Frühjahr – als aktuelle G20-vorsitzend­e.

Noch größere Irritation löste das Interview aber im nordatlant­ischen Verteidigu­ngsbündnis aus. „Ich kam massiv unter Druck, als ich sagte, die Nato sei obsolet“, sagte Trump den beiden Journalist­en aus Europa. „Sie ist aber obsolet, weil sie sich nicht um den Terrorismu­s gekümmert hat.“Im Natohauptq­uartier in Brüssel sei diese Sichtweise mit „Verwunderu­ng und Aufregung“aufgenomme­n worden, sagte der deutsche Außenminis­ter Frankwalte­r Steinmeier nach einem Gespräch mit Generalsek­retär Jens Stoltenber­g.

Im Baltikum, wo man eine Bedrohung Russlands am stärksten fürchtet, rief man den künftigen Präsidente­n zur Einhaltung von eingegange­nen Verpflicht­ungen auf. Litauens Präsidenti­n Dalia Grybauskai­te˙ sagte: „Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Präsenz von Ustruppen eine Voraussetz­ung dafür, den Kontinent wiederaufz­ubauen, Frieden zu sichern und Sicherheit zu gewährleis­ten.“Von der künftigen US-RE-

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