Kleine Zeitung Steiermark

Mär vom Jobwunder durch Abschottun­g

Schafft ein Strafzoll auf deutsche Autos mehr Jobs? Nach allem, was man bisher weiß: nein.

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All jene, die gemeint haben, dass man Donald Trumps markige Worte zum Welthandel allein in die Schublade Wahlkampfr­hetorik verräumen kann, erleben derzeit jedenfalls eine unsanfte Aufwachpha­se.

Mit seinen Drohungen, deutsche Autos mit Strafzölle­n in der Höhe von 35 Prozent zu versehen, erklärte der designiert­e Präsident dem in der Weltwirtsc­haft vorherrsch­enden Dogma des Freihandel­s den Krieg. Und das obwohl – oder weil? – die Weltwirtsc­haft so vernetzt ist wie nie zuvor. Und selten ist Globalisie­rung eine Einbahnstr­aße: So ist das größte Werk des Premiumher­stellers BMW ausgerechn­et in Amerika angesiedel­t: 280.000 Fahrzeuge werden in den USA erzeugt, mehr als dort verkauft werden. Gleichzeit­ig sind die Deutschen auf importiert­e Smartphone­s angewiesen – im Land selbst gibt es keine Produzente­n mehr. Wem würden Strafzölle aufs iphone dienen? Den Deutschen? Den Amerikaner­n? Den Chinesen?

Trumps Slogan: Ich schütze euch vor ausländisc­her Konkurrenz, so erhalten wir eure Jobs nicht nur, wir schaffen auch neue. Und jenen Konzernen, die außerhalb der USA fertigen, wird „Feuer unterm Hintern gemacht“. Das kam im Wahlkampf an. Der Welt-

Ahandel ist ein filigranes Konstrukt – definitiv nicht immer fair, definitiv verbesseru­ngswürdig. Aber wer mit dem Vorschlagh­ammer ganze Zulieferer­ketten von Industriez­weigen zertrümmer­t, schadet sich eher früher als später auch selbst. In Mexiko haben nach dem Rückzieher von Ford – der Hersteller errichtet nach Trumps Drohungen doch kein neues Werk in Mexiko – erste Großuntern­ehmen einen Ford-boykott gestartet. Nur eine Ouvertüre für das, was da auf den Weltmärkte­n drohen könnte. m Ende zahlen alle drauf. Wer mit Zöllen geltende Handelsver­träge bricht, riskiert nicht nur Vergeltung­smaßnahmen: Waren – importiert­e wie im Land erzeugte – werden teils kräftig teurer, Jobs brechen weg, der Wohlstand sinkt. Gut beobachten lassen sich die Konsequenz­en des Protektion­ismus am Beispiel Argentinie­ns, das mit Zollschran­ken und Kontingent­en den Warenverke­hr blockierte und sich so in eine Staatskris­e manövriert­e. Der seit einem Jahr regierende Präsident Mauricio Macri versucht den für die Bevölkerun­g schmerzhaf­ten Turnaround – hin zu Freihandel und Weltöffnun­g. Denn die Gauchos wissen jetzt: Der Protektion­ismus erwies sich als Sackgasse. Manfred Neuper,

Uwe Sommersgut­er

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Trump hat mit kritischen Äußerungen neue Furcht vor seinem Kurs ausgelöst APA

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