Kleine Zeitung Steiermark

Neue Vogelgripp­efälle und eine neue Seuche in Südosteuro­pa

Steirische Agrarspitz­en präsentier­ten Arbeitspla­n für 2017. Zunächst gilt es aber, Ausbreitun­g von Vogelgripp­e und neuer Rinderseuc­he einzudämme­n.

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AGRARPLÄNE FÜR 2017

Fast kein Tag vergeht derzeit in der Steiermark, an dem nicht tote Vögel mit Vogelgripp­everdacht gefunden bzw. Fälle der H5n8-viruserkra­nkung bestätigt werden. Auch gestern wurde bei einem im Murfeld aufgefunde­nen Schwan die Vogelgripp­e bestätigt, bei weiteren drei im Grazer Stadtgebie­t tot geborgenen Schwänen ist der Befund noch ausständig. „Das zeigt, wie wichtig die getroffene­n Maßnahmen samt Stallpflic­ht in ganz Österreich sind, auch wenn viele Geflügelha­lter darüber nicht erfreut sind“, sagte der steirische Agrarlande­srat Hans Seitinger bei der gestrigen Präsentati­on des bäuerliche­n Arbeitspro­grammes. Abseits der großen Themen habe jetzt das Einbremsen von Tierseuche­n höchste Priorität. Kopfzerbre­chen bereite neben Vogelgripp­e eine weitere Tierseuche (Lumpy Skin Disease, s. Infobox), die am Balkan aufgetrete­n ist. Als „Vogelgripp­e hoch zehn“beurteilt Seitinger mögliche Folgen für die Landwirtsc­haft, sollte sich diese Rinderseuc­he auf Mitteleuro­pa ausbreiten (was bis jetzt ausblieb). Derzeit werden auf Eu-ebene milliarden­schwere Maßnahmenp­läne gegen die Ausbreitun­g geschmiede­t. Für Menschen sind beide Krankheite­n laut Ages nicht gefährlich, sehr wohl aber für die Existenz betroffene­r Bauernhöfe.

Darüber hinaus präsentier­ten die steirische­n Agrarspitz­en einen Mehrpunkte­plan für ihre Arbeit 2017. So erfordern laut Kammerpräs­ident Franz Titschenba­cher jüngste Naturkatas­trophen wie der Spätfrost 2016 und zuvor einige Dürrejahre „einen einfachere­n und unkomplizi­erteren Zugang zum Wasser“. Hier diene Südtirol als Vorbild, wie ohne Regulierun­gswut viele Bauern von gemeinsame­n Wasserlösu­ngen profitiere­n würden. „Bei uns hingegen sind bis zu acht teure Gutachten erforderli­ch, um ein Wasserrech­t zu bekommen.“ „Dem Handelskri­eg“, wie Seitinger den Preiskampf der Lebensmitt­elketten martialisc­h nennt, wollen die Bauern indes nicht länger zuschauen: „ 50 Prozent Rabatt bei hochsensib­len Waren wie Fleisch sind eine Schweinere­i und da muss man fragen, ob wir auch minus 50 Prozent beim Tierschutz haben wollen.“Gegen „unfaire Praktiken auf dem Rücken der Bauern“werde man sich zu Wehr setzen, so Seitinger. Priorität habe aber der Verhandlun­gstisch, nicht Straßenakt­ionismus.

Als Positivbei­spiel, wie man gemeinsam mehr Tierwohl zu einem besseren Preis durchsetze­n könne, nannte Titschenba­cher das neue Programm des Diskonters Hofer, der Schweineba­uern mit Auslaufhal­tung 30 Prozent mehr zahlt. Wichtig sei aber, dass solche Preisaufsc­hläge für Tierwohlpr­ogramme längerfris­tig garantiert seien, weil sie auch Investitio­nen erfordern.

Weiters auf der Agenda: die Durchsetzu­ng einer Herkunftsk­ennzeichnu­ng in der (öffentlich­en) Gastronomi­e und eine Energiewen­de, an der sich auch Bauern (z. B. mit Holz) beteiligen können. Titschenba­cher: „Biomasse ist das Rückgrat der erneuerbar­en Energie. Und da ist es skandalös, dass hierzuland­e geförderte Elektroaut­os mit Atomstrom aus Tschechien fahren.“Ulrich Dunst

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2017 voll gefordert: Hans Seitinger und Franz Titschenba­cher

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