Im Schatten von Krisen und Unruhen
In Gabun findet derzeit der Afrika-cup 2017 statt. Die hohen Kosten, Unruhen im Land und auch der Zeitpunkt werfen Fragen auf.
Dass der zentralafrikanische Staat Gabun den Afrika-cup 2017 austrägt, war nicht vorgesehen. Libyen musste wegen des Bürgerkriegs vor mehr als zwei Jahren die angedachte Gastgeberrolle abgeben, Gabun sprang als Ersatz ein. Doch seit im vergangenen August Ali-ben Bongo Ondimba als Präsident wiedergewählt wurde, herrschen auch in Gabun Unruhen, die Hunderte Tote mit sich brachten. Die Opposition forderte gar dazu auf, das Fußballturnier zu boykottieren – natürlich „friedlich und ohne Gewalt“.
Ein riesiges Fußballturnier in einem Land, geprägt von Unruhen und Armut, wirft viele Frage auf. Zwar steht Gabun wirtschaftlich im innerafrikanischen Vergleich nicht schlecht da, der sinkende Erdölpreis sorgt dennoch für eine Krise. Die Kosten für das dreiwöchige Turnier, das am 5. Februar mit dem Finale in Gabuns Hauptstadt Libreville (französisch für „Freie Stadt“) endet, sind beinahe doppelt so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt. Die Infrastruktur lässt außerhalb von Libreville zu wünschen übrig – es wird sogar berichtet, dass Titelverteidiger Elfenbeinküste angeblich in seinem Vorrunden-spielort Oyem Mühe hatte, ein Hotel mit warmem Wasser zu finden. Im sportlichen Kreise sorgt der Zeitpunkt des Turniers für Kritik. Der Grund ist naheliegend: In den europäischen Topligen wird ja auch Fußball gespielt. Während in Deutschland am Wochenende das Frühjahr 2017 angepfiffen wird, stehen auch England, Frankreich, Italien und Spanien im Fußballbetrieb. In den fünf genannten Ländern sind insgesamt 86 Fußballer beschäftigt, die derzeit in Gabun weilen. Gar 232 der 368 beim Afrika-cup engagierten Fußballer verdienen ihr Salär in Europa – das sind beinahe zwei Drittel. Die Begeisterung über das Turnier hält sich in Europa daher in Grenzen. „Das tut schon weh“, meint Herthatrainer Pal Dardai zum Fehlen In Gabun regiert aufgrund des derzeit stattfindenden Afrika-cups 2017 von Salomon Kalou, der mit der Elfenbeinküste zu den großen Favoriten gehört. Markus Weinzierl, der als Trainer von Schalke 04 mit Nabil Bentaleb (Algerien), Abdul Rahman Baba und Bernard Tekpetey (beide Ghana) gleich drei Profis vorgeben muss, bezeichnet die Terminwahl für das Turnier als „sehr ärgerlich“. Ärgerlich war für Gastgeber Gabun der Start. Mit dem 1:1 gegen Guinea-bissau steht das Land rund um Dortmund-star Pierre Emerick Aubameyang in den übrigen beiden Gruppenspielen unter Druck. „Die nächsten beiden Spiele wollen wir gewinnen. Wir sind schließlich der Gastgeber“, kündigte Torschütze Aubameyang an, „wir müssen und werden aus dem ersten Spiel lernen.“Spannung verspricht der heutige Tag. Ghana, das seinen Ruf als „ewiger Verlierer“(man verlor in den letzten fünf Jahren zweimal im Finale und dreimal im Halbfinale) loswerden möchte und Geheimfavorit ist, trifft auf Uganda, Rekordsieger Ägypten (7 Titel) und auf Mali.