Kleine Zeitung Steiermark

London schärft die Waffen

Regierungs­chefin May steuert auf einen harten Brexit zu. Ihre Grundsatzr­ede klingt wenig verhandlun­gsbereit. Sie beschwört dabei auch den alten Glanz der Insel.

- Peter Nonnenmach­er

ANALYSE.

LVon unserem Korrespond­enten ang sind die Briten, was Europa betrifft, nach Theresa Mays Worten „halb drinnen und halb draußen“gestanden. Damit, mit halbherzig­en Lösungen, ist es der britischen Regierungs­chefin zufolge nun nicht mehr getan. May will ihr Land innerhalb von zwei Jahren ganz „nach draußen“manövriere­n. Ihrer Ansicht nach lässt der Volksentsc­heid zum Eu-austritt vom vorigen Juni keinen weiteren Verbleib im Binnenmark­t zu.

Klarer hätte sie kaum sein können, bei ihrer lang erwarteten Brexit-grundsatzr­ede. Die Rede in London vor Mitarbeite­rn, Politikern und den in London akkreditie­rten Botschafte­rn der 27 übrigen Eu-staaten, wurde allgemein als Plan für einen „harten Brexit“gedeutet.

Sie akzeptiere, dass es „schlicht unmöglich“sei, im Binnenmark­t zu bleiben, da ihr Land den Zuzug von Eu-bürgern einschränk­en und keine Mitgliedsb­eiträge mehr an die EU zahlen werde.

Auch die Zollunion betrachtet sie letztlich als Hindernis, an deren Außentarif­e sollen die Briten nicht länger gebunden sein. „Die volle Mitgliedsc­haft in der Zollunion hindert uns schließlic­h daran, unsere eigenen umfassende­n Handelsver­träge auszuhande­ln.“Als „wahrhaft globale Handelsnat­ion, die in aller Welt Respekt genießt“, müsse Großbritan­nien über die Grenzen der EU hinausscha­uen. Nur an spezielle Vereinbaru­ngen für einzelne Wirtschaft­szweige denkt sie – solange das ihr Land nicht hindere, freie Handelsver­träge mit Nicht-eu-staaten baldmöglic­hst einzugehen.

May schloss dabei nicht aus, dass sie sich um eine neuartige assoziiert­e oder Teil-mitgliedsc­haft in der Zollunion bemühen werde. „Ich will durchaus eine Zollverein­barung mit der EU“, sagte sie. Wie diese prak-

Maussehen könne, ließ sie offen. Möglicherw­eise könne eine solche Vereinbaru­ng einzelne Bereiche wie die Autoindust­rie und den Finanzbere­ich betreffen und ganz unterschie­dlich strukturie­rt sein.

Überrasche­nd klar hat May ihre Prioritäte­n aufgeliste­t. Um ein Ende des freien Zuzugs vom Kontinent führt für sie kein Weg mehr herum. Europäisch­e Richter sollen keinen Einfluss mehr haben auf das Vereinigte Königreich. An Eu-mitgliedsb­eiträgen will sich Großbritan­nien nicht mehr beteiligen. Die Lösung von der EU ist komplett. ay schwebt eine neue „globale“Rolle vor, die den Glanz vergangene­r Zeiten wieder aufleben lassen soll. Ob das realistisc­h ist, ist keine Frage, die sie in diesem Zusammenha­ng diskutiere­n will. In welche neuen Abhängigke­iten ein solcher Schritt führen könnte, kümmert in diesem „großen Augenblick natio„enormen“ nalen Wandels“in Downing Street ebenfalls niemanden. Die Brexiteers jedenfalls jubeln. Die Hardliner haben sich durchgeset­zt. Der neue Führer der Antieu-partei Ukip, Paul Nuttall, fand, Passagen der Rede hätten „wie aus einer Ukip-parteitags­rede“geklungen. Nuttall forderte May auf, noch mehr Tempo vorzulegen auf dem Weg zu einer „freien, unabhängig­en Nation“.

Großbritan­niens Austritt, der auch anders möglich gewesen wäre, nimmt nun die Gestalt eines äußerst harten Brexits an. Begünstigt hat diese Wendung, dass die Wirtschaft­slage seit dem Referendum auf der Insel relativ stabil geblieben ist. Da kann der Industriel­lenverband noch so nachdrückl­ich vor einer gefährlich­en „Bruchlandu­ng“warnen, und der Gouverneur der Bank von England düstere Wolken aufziehen sehen.

Komplizier­t hat zweifellos auch der designiert­e Us-präsitisch

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