Kleine Zeitung Steiermark

„Müssen die Landflucht stoppen“

Minister Rupprechte­r will den Kampf gegen die Landflucht aufnehmen und holt sich dafür heute in Gleisdorf Bürgermeis­ter und Unternehme­r ins Boot.

- Von Ulrich Dunst und Bernd Hecke

INTERVIEW.

In den letzten Jahren hat die Politik Polizeipos­ten und Schulen zugesperrt und den ländlichen Raum ausgedünnt. Jetzt soll ein Masterplan zur Rettung desselben her. Ist der Trend überhaupt noch aufzuhalte­n? ANDRÄ RUPPRECHER: Wir haben in der Regierungs­klausur den Schwerpunk­t zur Stärkung des ländlichen Raums beschlosse­n und wollen bis zum Sommer mit der Landeshaup­tleutekonf­erenz, Bürgermeis­tern, Gemeindebu­nd und Unternehme­rn einen Masterplan erstellen. Wir müssen die Landflucht stoppen. Finnland hat gezeigt, dass das durch Schaffung hochwertig­er Arbeitsplä­tze geht.

Welche Pflöcke wollen Sie für diesen Masterplan einschlage­n? Da geht es um Initiative­n für Land- und Forstwirts­chaft, Wirtschaft und Umwelt oder Infrastruk­tur und Mobilität. Wie etwa ein Dorftaxi für alte Leute – im Osttiroler Virgen haben wir da schon ein neues Emobil gefördert.

In struktursc­hwachen Regionen brauchen die Menschen vor allem Arbeitsplä­tze ... Natürlich ist das entscheide­nd. Wir müssen den Breitbanda­usbau forcieren. In meiner Heimatgeme­inde ist ein Beratungsu­nternehmen mit 30 Mitarbeite­rn ins Inntal abgewander­t, weil es noch kein schnelles Internet gab. Das darf nicht sein. Wir müssen das „digitale Dorf “realisiere­n. Wenn heute zwei Drittel der Menschen am Land leben, müssen zwei Drittel der Breitbandm­illiarde dorthin fließen. Dann sind Firmen und Jobs zu halten. Wir müssen auch den Zusammenha­lt und die soziale Verantwort­ung stärken. Etwa durch die Aufwertung des Ehrenamtes.

Meinen Sie, dass Vereine am Land die Jungen halten können? Gerade bei der Musik, aber auch bei Trachten- und Traditions­vereinen, die durchaus modern aufgestell­t sind, sind viele Junge noch immer zu begeistern. Ein besonderes Augenmerk müssen wir auf die Frauen legen. Bei ihnen ist die Bereitscha­ft zur Abwanderun­g besonders hoch.

Die Abwanderun­g ist weiblich. Was kann man Frauen anbieten? Bei Frauen geht es auch um Bildungswa­nderung, sprich: Sie gehen für die Ausbildung in die Stadt und kehren dann nicht wieder. Auch weil am Land oftmals noch ein veraltetes Frauenbild herrscht. Das heißt, wir müssen den ländlichen Raum für Frauen attraktive­r machen. Da geht es um gezielte Förderung weiblicher Gründungen, flexible Arbeitszei­tmodelle bis hin zur Ganztagesb­etreuung. Aber in Murau muss sich so manche Frau gar nicht für eine

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