„Wir wollen 6600 Stimmen“
Pirat Philip Pacanda über sein exaktes Wahlziel und warum die Piraten ein großes Frauenproblem haben.
Herr Pacanda, 2012 gelang Ihnen dank des Piraten-hypes in Deutschland der Einzug in den Gemeinderat. In Deutschland sind die Piraten politisch längst erledigt, sind Sie es in Graz nach dem 5. Februar auch? PHILIP PACANDA: Nein, der Hype war ja damals schon ein bisschen vorbei. Und an Island, wo die Piraten sehr stark sind, sieht man, dass es funktionieren kann. Es ist absolut nicht vorbei.
Wie lautet dann Ihr Wahlziel? Wir wollen 6600 Stimmen. Das wären drei Mandate.
Wozu wählen wir eigentlich am 5. Februar? Die Piraten wollen keine Politiker im Stadtrat, stattdessen sollen Experten die Geschicke der Stadt leiten. Wir wählen ja den Gemeinderat und die Gemeinderäte wählen dann die Stadtregierung. Der Punkt ist: Ein Politiker kann sich ja nicht im Verkehr und im Veterinäramt super auskennen, daher braucht es da jeweils echte Experten.
Klingt nach einem populistischen Politiker-bashing. Ich sehe das nicht als Politikerbashing, sondern als Expertenförderung. Auf Ihrer Liste gibt es keine Frauen. Darf das 2017 sein? Das ist leider so. Diesem Problem stellen wir uns, aber die Frauen, die bei uns mitarbeiten, wollen das lieber im Hintergrund tun. Das ist legitim. Die Leute der Ordnungswache sind die bezahlten Spaziergänger der Stadt Graz. Wenn ich mehr Sicherheit will, braucht es mehr Polizei. Und keine Ordnungswache, die ohnehin keine Exekutivgewalt hat.
Sie wünschen sich ein Nudelsieb statt des Kreuzes im Klassenzimmer – wie sehr darf man so ein religiöses Thema eigentlich verblödeln? Man muss da ein bissel blödeln, weil dann merkt man erst, wie idiotisch das teilweise ist. Und gerade in einer demokratischen Schule sollen die Schüler selber sagen können, ob sie ein Kreuz im Klassenzimmer haben wollen oder gar nichts oder sogar drei Symbole.
Ein besonderes Wahlzuckerl: Gratisöffis für alle. Eine Idee, wie das zu finanzieren ist, fehlt allerdings. Der erste Schritt ist der Ausbau der Öffis, auch über die Stadtgrenzen hinaus. Das kann man über eine Nahverkehrsabgabe finanzieren. Erst dann geht es ums Gratisfahren. Da könnte man auch das Parken in der Stadt teurer machen.