Frostiger Wechsel in Washington
Während die Us-hauptstadt Obama entgegenfieberte, hält sich die Freude vor der heutigen Inauguration von Trump in Grenzen.
WASHINGTON
Die Us-hauptstadt Washington steht heute voll im Zeichen des Machtübergangs vom scheidenden Staatschef Barack Obama auf den 45. Us-präsidenten Donald Trump (wir berichten online ab 15 Uhr unserer Zeit live aus Washington). Die Stadt bereitet dem künftigen Chef im Weißen Haus allerdings einen frostigen Empfang – obwohl die Sonne die Luft derzeit am Tag auf über zehn Grad erwärmt.
Während der mehrheitlich schwarze District of Columbia 2008 der Ankunft Obamas entgegenfieberte, liegt in den Tagen vor Trumps Amtsübernahme eine bleierne Stimmung über der sonst so quirligen Stadt. Angst, Ungewissheit, Resignation – den notorisch liberalen Washingtonians kommt die Ankunft des New Yorkers wie ein Albtraum vor. Er holte hier bei den Wahlen 12.723 Stimmen oder 4,1 Prozent. „Er wirkt wie ein Fremdkörper“, sagt Vere Plummer, ein 67-jähriger, schwarzer Rechtsanwalt aus Washington. 62 Demonstrationen sind für heute angemeldet.
Trump spürte den eisigen Wind, der ihm am Potomac-fluss entgegenweht. Schnell gab er Pläne auf, nach einer Siegesparade vom Trump Tower über die 5th Avenue in New York per Helikopter zur Vereidigung nach Washington einzuschweben. Stattdessen hat sich der einstige Realitytv-star für einen bescheidenen Rahmen entschieden. Für das „Make America Great“-konzert am Vorabend der Inauguration fanden sich lediglich der angestaubte Country-barde Toby Keith und die Rockband „3 Doors Down“. Der „Mormon Tabernacle Choir“rückt mit reduzier- ter Besetzung an, weil nicht alle Sänger für Trump auftreten wollen. Während Obama die Mall mit Zuschauern füllte, mit Frau Michelle zehn Festbälle besuchte und ein Who’s who der Unterhaltungswelt anzog, wollen Trump und „First Lady“Melania bei nicht mehr als drei Bällen auftauchen. Die Parade vom Kongress zum Weißen Haus wird auf 90 Minuten zusammengestaucht. Ein Star nach dem anderen erteilte Trump eine Absage.
Doch der künftige Präsident hat seine Fans. Diese stammen nicht aus DC oder der Unterhaltungswelt. Sie kommen aus dem Süden, dem Mittleren Westen, den ländlichen Regionen und den alten Industriestädten des Rostgürtels. Sie werden anreisen und das Kapitol beleben. Thomas Spang,
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