Der „Albtraum“des Donald Trump
John Roberts gab als Oberster Richter einst grünes Licht für „Obamacare“.
UEnverhofft kommt oft: Ausgerechnet jener Mann, den Donald Trump einmal als „Albtraum für die Konservativen“bezeichnet hat, wird ihm heute den Amtseid abnehmen. Die Begeisterung auf beiden Seiten dürfte sich in Grenzen halten.
Seit September 2005 ist Roberts Vorsitzender des Obersten Gerichtshofs der USA. Den Unmut Trumps zog er sich 2012 zu: Damals hatte Roberts, der eigentlich als klassischer Konservativer gilt, als einziger konservativer Richter für die Verfassungsmäßigkeit der Gesundheitsreform Barack Obamas gestimmt. Gemeinsam mit den vier Stimmen der liberalen Richter gab sein Votum mit fünf zu vier den Ausschlag in der Entscheidung des Obersten Gerichts: grünes Licht für „Obamacare“– jenes Projekt, von dem Trump im Wahlkampf versprochen hat, es abschaffen zu wollen. Auch 2015, als ein anderer Aspekt der Gesundheitsreform vor den Obersten Richtern landete, erteilte Roberts sein Placet. Der Jurist, 1955 in Buffalo in New York geboren, tat’s, wie er selbst erklärte, nicht aus besonderer Begeisterung für das Obama-projekt, sondern weil er aus juristischer Sicht von dessen Zulässigkeit überzeugt war. Trump konnte er damit aber nicht besänftigen. inem Präsidenten den Amtseid abzunehmen, ist für Roberts Routine: Es wird sein fünftes Mal. 2009 stand Obamas erste Angelobung an – da dem Richter aber ein Versprecher unterlief, wiederholte man den Akt sicherheitshalber am nächsten Tag im Weißen Haus. 2013 stand Obamas zweite Angelobung an, diesmal lief alles wie geplant. Weil aber die Verfassung vorsieht, dass der Amtseid des Präsidenten genau am 20. Jänner abgelegt werden muss und dieser damals auf einen Sonntag fiel, gab’s an dem Tag nur eine Zeremonie im kleinen Kreis im Weißen Haus und eine große öffentliche am Tag danach – doppelt hält besser. Nina Koren