Wo der Bartl und der Barmann den Most holen
Most. Was seinerzeit als hantiger Haustrunk abgekanzelt wurde, wandelt nun auf den Erfolgsspuren des steirischen Weins. Da wird die Mostverkostung zur bierernsten Sache.
Es darf ausgespuckt werden. Aber von Probe „Nummer 101“landet nicht ein einziges Schluckerl im weißen Plastikbecher. Vielmehr lässt sich die handverlesene Schar an Vorkostern von diesem sortenreinen und trocken ausgebauten Braeburn-classic-most Nase und Gaumen streicheln. Wieder und wieder. Selbst vielprämierte Winzer wie Georg Thünauer kommen an diesem Vormittag, an dem die Mostverkostungsteilnehmer aufs Frühstücken nicht vergessen haben sollten, ins Schwärmen: „Der ist so schön. Johannisbeere, Stachelbeere, diese Harmonie zwischen Frucht und Säure. Mehr ist nicht möglich.“Zur Erinnerung: Wir sprechen von Most.
„Neun von zehn Gästen, die uns zum ersten Mal besuchen, haben noch immer das negative Image von Most als kellermuffigen Haustrunk, als Armeleutegetränk im Hinterkopf“, sagt Martin Mausser. Nachsatz: „Umso überraschter sind sie über die Spritzigkeit und Fruchtigkeit des Qualitätsmosts von heute.“Mausser hat sich mit sechs weiteren steirischen Obstbauern zusammengetan und den „Steirermost“aus der Taufe gehoben. Eindeutiges Ziel: Weg vom schlechten Image, und durch beinharte Qualitätsausrichtung mit diesem Apfelprodukt die Erfolgsspur des steirischen Weins einzuschlagen. Was der Laie auf den ersten Blick sieht: Statt im alten „Mostkrügel“wird das Getränk heutzutage stilecht in eigenen Most-stilgläsern serviert.
Genau in solche vertieft gerade die Jury ihre Riechorgane. 44 Mostsorten der drei Kategorien „Steirermost“bauern: Manfred Macher, Anton Haspl, Martin Mausser, Michael Pöltl (vorne von links), Günter Brunner, Manfred Fauster, Anton Holzer „Classic“, „Lieblich“und „Alte Selection“(hier gab es heuer viele Ausfälle, weil alte Sorten wie Maschanska stark am Frost litten) haben die sieben Produzenten heuer zur Vorverkostung eingereicht. Nur was den strengen Kriterien der Jury gerecht wird, darf schlussendlich auch als „Steirermost“verkauft werden. Wenn der kleinste Fehler wahrgenommen wird, senkt sich der Verkosterdaumen. Das klingt dann so: „Der schmeckt nach Disharmonie, irgendwie unstimmig. Aber wenn er Luft kriegt, kommt das Bananige.“
„So stellen wir sicher, dass nur Premiumprodukte abgefüllt werden. Schließlich soll sich das ja im Preis widerspiegeln“, sagt Günter Brunner, einer der „mostreichen Sieben“, die ihre mittlerweile 40.000 Flaschen Steirermost (Tendenz steigend) zu 80 Prozent direkt über den Endkundenverkauf absetzen.
Die Kraft des Apfels schafft es heutzutage also auch in Mostform, die Leute zu verführen. Nur werden sie beim Most nicht aus dem Paradies vertrieben ...