Ein Präsident im Wartestand
Adama Barrow bereitet sich im Exil auf Machtübergang in Gambia vor.
Es war eine Überraschung, als Adama Barrow sich bei der Wahl in Gambia am 1. Dezember gegen Präsident Yahya Jammeh durchsetzen konnte. Der 51-jährige Jammeh, der das westafrikanische Land mit seinen zwei Millionen Einwohnern seit 1994 mit harter Hand geführt hatte, gestand seine Niederlage zunächst ein, weigerte sich dann aber, die Macht zu übergeben. Seither versucht die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, zu vermitteln und eine unblutige Lösung im Machtkampf zu erreichen, zur Absicherung steht eine Eingreiftruppe mit Hunderten Soldaten aus Nigeria, dem Senegal und Ghana an der Grenze. Doch noch muss Barrow im Exil bleiben, obwohl sich Polizei und Militär vom Autokraten in der Hauptstadt Banjul losgesagt haben.
Barrow steht für seinen großen Moment bereit. Der Ex-immobilienunternehmer leistete einen Tag nach Ablauf der offiziellen Amtszeit von Jammeh am Donnerstag im Exil in der gambischen Botschaft im Nachbarland Senegal seinen Eid. Kurz darauf setzte die Ecowas ihre Soldaten in Marsch zur Unterstützung des frisch angelobten Staatschefs. Sein Amtsantritt wird aber auch von einer persönlichen Tragödie überschattet. Sein achtjähriger Sohn Habib starb am Sonntag nach Hundebissen. Wegen der Flucht aus Gambia konnte Adama Barrow, der mit seinen beiden Ehefrauen insgesamt vier Kinder hat, nicht an dessen Beerdigung teilnehmen.
Als erfolgreichem Projektentwickler im Immobilienbereich wird ihm zugetraut, das Land, das zu den 20 ärmsten der Welt gehört, wieder aus der Wirtschaftskrise zu holen. Der 51-Jährige vom Stamm der Fula – geboren im Jahr der Unabhängigkeit Gambias – bezeichnet sich selbst als Workaholic. Der sunnitische Muslim hat einige Jahre nach seinem Studium in London gelebt und gründete 2006 in Banjul sein Unternehmen. Ingo Hasewend