In Berlin schnappt die Welt nach Landluft
Längste Brettljause und größter Streetfood-markt der Welt, Hochamt für die Agrarpolitik: Das ist die Grüne Woche in Berlin. Ein Rundgang zwischen Tierwohldebatten und verweigerten Ministerrücktritten.
REPORTAGE. aus 66 Ländern versuchen noch bis nächsten Sonntag, möglichst viele der 415.000 erwarteten Besucher für ihre Produkte, Anliegen oder Köstlichkeiten zu begeistern. Und diese greifen zu, frei nach dem Motto: Den ganzen Tag verkosten macht auch satt. 250 Kilo (Gratis-)kren hält etwa Steirerkren-erfinder Herbert Hörrlein (auf dem T-shirt warnt er: „Nichts für Heulsusen“) in der Halle 15 den Gästen unter die Nase. „Dafür verkaufen wir in zehn Tagen 20.000 Stück Gläser mit Kren.“Da fließen zumindest geschäftlich keine Tränen. Hörrlein ist einer von mehreren Dutzend heimischen Ausstellern in Berlin. Doch im Gegensatz zu manchem Besucher, der zu lange am Kärntner Stand bei Hirter Bier verweilt hat, wirkt die Österreich-halle eher nüchtern.
Die Schweizer tragen da mit zehn Meter großem Fondue schon dicker auf, die Holländer haben ein Blumenmeer mitgebracht und Bayern ist zumindest auf der Messelandkarte viermal so groß wie das Öster-reich. Würzig sind auch die Auftritte von Ländern wie Nepal, Ruanda, Marokko oder Thailand. Man sieht: Auch die scheinbaren Exoten sind nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen – auch wenn sie eine solche servieren.
Während politisch über anziehende Milchpreise und den Hoffnungsmarkt Kanada (wegen des Ceta-deals will Österreich die Agrarexporte dorthin von 10 auf 100 Millionen steigern) diskutiert wird, demonstrieren Aktivisten vor den Messetoren gegen Massentierhaltung. Tierwohl scheint das heißeste Thema bei dieser Grünen Woche zu sein. „In Deutschland merkt man, dass die Grünen in vielen Bundesländern in der Regierung sitzen“, so Österreichs Landwirtschaftskammerboss Hermann Schultes. Manche Forderung hält er für „realitätsfern“. Ein Aus für Kastenstände, narkosefreie Ferkelkastration, mehr Platz für Tiere: alles Forderungen, die hier heiß diskutiert werden. Was sagt die versammelte Austropolitik dazu? Tenor: „Über vieles kann man reden, aber am Ende muss mehr Tierwohl auch vom Kunden bezahlt werden.“ Die Teilnahme an der Grünen Woche erfolgte auf Einladung der LKÖ