Kleine Zeitung Steiermark

Der „Popstar“der jungen Jihadisten

Ebu Tejma, der Prediger einer Wiener Moschee, hat laut Gericht Kämpfer für den IS rekrutiert.

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VERURTEILT­ER HASSPREDIG­ER

MEirsad O. alias Ebu Tejma war im Vorjahr eine der schillernd­sten Persönlich­keiten auf der Anklageban­k im Grazer Schwurgeri­chtssaal. Anstiftung zum Mord und Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Vereinigun­g und kriminelle­n Organisati­on warf die Anklage dem 35-jährigen Wiener vor. Im Klartext: Er soll durch seine Predigten in der Wiener Altun-alem-moschee und durch seine Reden Kämpfer für den IS rekrutiert und einen Mitangekla­gten zu Mord angestifte­t haben. Die Geschworen­en sprachen ihn schuldig, er wurde Mitte Juli zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Ebu Tejma hat es im deutschen Sprachraum in den einschlägi­gen Kreisen zu beachtlich­er Prominenz und Wirkung gebracht. Der Staatsanwa­lt bezeichnet­e ihn gar als „Popstar“, der Jihadisten-szene. Grund dafür ist vor allem, dass er auf Deutsch predigte und seine Thesen im Internet zugänglich gemacht wurden. tliche der zum Teil jugendlich­en Jihadisten, die im Vorjahr vor Gericht standen, stammen aus dem Dunstkreis seiner Moschee und damit aus dem Dunstkreis dieses Predigers. Vieles, was in Tonmitschn­itten aus dem Lauschangr­iff

Eauf Ebu Tejma zu hören und auf Videos zu sehen war, war reichlich pubertär: Gewaltfant­asien, ein „Kinderlied“über das Töten Ungläubige­r, Kampfsport im Is-leiberl, „Brüder“, die sich herzlich in den „Heiligen Krieg“verabschie­den ... Die Realität ist zu bitter zum Lachen. in Islamismus-experte analysiert­e im Prozess die Weltsicht des Angeklagte­n: Er sympathisi­ere mit jihadistis­chen Strömungen, ohne offen für den IS zu werben. Nie sagt er direkt: „Geh nach Syrien!“Und doch folgten sie seinem Ruf. „Gehirnwäsc­he“nannte es der Staatsanwa­lt. Möglicherw­eise ist der wirre, sprunghaft­e, hysterisch­e Predigerto­n – in dem manche Charisma erkennen – der Schleuderg­ang dazu.

In diesen Kreisen zählt das göttliche Recht, nicht das des Staates, denn das wäre „Götzendien­st“. Mirsad O. „diente“dem Staat als islamische­r Religionsl­ehrer in Volksschul­en, bis er diesen Beruf verlor. Danach lebte er samt Familie von Sozialhilf­e. Jetzt sitzt er. An seiner „spirituell­en“Wirkung auf seine Anhänger ändert das nichts, wie der Wiener Terrorverd­ächtige beweist.

Alfred Lobnik

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Scharte eine große Fangemeind­e um sich: der Wiener Prediger Ebu Tejma

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