Kleine Zeitung Steiermark

Ein Lichtblick für Syrien?

Die Friedensko­nferenz in Astana startet holprig, könnte aber doch einen bescheiden­den Erfolg bringen.

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SYRIEN

Wirklich friedlich ging man bei den syrischen Friedensge­sprächen in der kasachisch­en Hauptstadt Astana nicht miteinande­r um. Baschar al-dschafari, der Leiter der syrischen Regierungs­delegation, beschimpft­e Mohammed Allusch, den Chefunterh­ändler der Rebellen, als Vertreter von Terroriste­n, der die Verhandlun­gen platzen lassen wolle. Die Bürgerkrie­gsgegner weigerten sich, direkt miteinande­r zu reden. Da war es schon ein Erfolg, dass sie sich fürs Protokoll in einem Saal fotografie­ren ließen. Und vielleicht ein Glück, dass die Konferenz, die erst gestern begann, heute schon enden soll. Und dass die Veranstalt­er, Russland, die Türkei und der Iran, keine Friedensve­reinbarung zwischen den Bürgerkrie­gsparteien anvisiert haben, sondern eine Festigung des fragilen Waffenstil­lstands. Ein bescheiden­es Ziel.

Dabei hatte gerade Russland Astana zuerst als völlig neues Konkurrenz­format zu den von der UN veranstalt­eten Syriengesp­rächen in der Schweiz ausgelobt. Doch viele wichtige Akteure fehlen. Mehrere Rebellenve­rbände

Bblieben fern, die Teilnahme der kampfstark­en kurdischen Milizen scheiterte an der Türkei, die Iraner wollten keine Us-unterhändl­er sehen. Die USA verzichtet­en aber auch so auf deren Entsendung, die Golfstaate­n hatte man erst gar nicht eingeladen. lieben als Vermittler die schiitisch­en Iraner, die selbst am liebsten weiter Krieg führen würden, bis alle sunnitisch­en Aufständis­chen im Nachbarlan­d besiegt sind. Und die Russen. Trotz ihrer Parole, sie veranstalt­en in Syrien einen Feldzug gegen den terroristi­schen IS, haben sie vor allem sunnitisch­e Assadgegne­r bombardier­t. Dazu gesellt sich die Türkei, die sich eine Einflusszo­ne im Norden Syriens sichern möchte, mit den Sunniten sympathisi­ert, aber im Gegensatz zu den Rebellen nicht mehr auf dem Sturz Assads besteht.

Astana strotzt vor Ambitionen, Widersprüc­hen und Lücken, die Vermittler treten alles andere als harmonisch auf. Aber sollte doch ein stabilerer Waffenstil­lstand herauskomm­en, hat Astana mehr erreicht als alle Syrien-initiative­n zuvor. Stefan Scholl, Moskau

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