Kleine Zeitung Steiermark

Zeit für eine neue Handelspol­itik

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DDas Volksbegeh­ren gegen TTIP, Ceta und Tisa ist Folge eines tiefen Unbehagens der Menschen, die durch die Eu-handels- und -Investitio­nspolitik hohe Standards und demokratis­che Handlungss­pielräume bedroht sehen. Dieses große Misstrauen der Eu-bürgerinne­n wird mit Sicherheit zum Stolperste­in für die mehr als 40 weiteren Abkommen werden, die gerade in Vorbereitu­ng sind. Damit sie die Zustimmung der Bevölkerun­g finden können, ist es unvermeidb­ar, die Eu-handels- und -Investitio­nspolitik grundlegen­d zu verändern.

Zunächst müssen die Ziele der Abkommen neu definiert werden: Nicht Profitinte­ressen globaler Konzerne, sondern Wohlstand, Umweltschu­tz und Sozialstan­dards auf hohem Niveau müssen im Zentrum der Eu-handelspol­itik stehen. Einseitig auf Wirtschaft­sinteresse­n ausgericht­ete Abstimmung­sgremien und Schiedsger­ichte, die ausländisc­he Konzerne privilegie­ren, müssen gestrichen werden. Handel und Investitio­nen sollen einen Beitrag zum Allgemeinw­ohl leisten und dürfen nicht auf Kosten der Allgemeinh­eit gehen.

Zweitens muss der Verhandlun­gsprozess demokratis­cher und transparen­ter werden. Natürlich kann aus taktischen Gründen nicht alles auf den Tisch gelegt werden. Aber eine Hinterzimm­erpolitik hat bei Verträgen mit weitreiche­nden Folgen für Menschen und Umwelt nichts verloren. Verhandlun­gsmandate müssen offengeleg­t und gemeinnütz­ige Interessen­verbände stärker eingebunde­n werden. Nachträgli­che Änderungen am Vertrag brauchen eine demokratis­che Kontrolle. Und es muss die Möglichkei­t geben, aus den Abkommen wieder auszusteig­en. Zuletzt müssen die EU und ihre Entscheidu­ngsträger das Vertrauen der Menschen zurückgewi­nnen. Das kann über eine Stärkung jener Eu-institutio­n gelingen, die von den Bürgerinne­n und Bürgern direkt gewählt wird: Das Europäisch­e Parlament muss die Handelspol­itik aktiver mitgestalt­en, über die Verhandlun­gsmandate abstimmen und Änderungen einfordern können. ie viel zitierte „Lehre aus Ceta“kann nur eines heißen: die komplette Neuausrich­tung der Eu-handels- und -Investitio­nspolitik. Hanna Simons ist Sprecherin von Greenpeace

„Eine Hinterzimm­erpolitik hat beiverträg­enmit weitreiche­nden Folgen für Menschen und Umwelt nichts verloren.“

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