Jahrestag als Partei-hausfest
Steirische SPÖ setzt auf Parteiöffnung und präsentierte neuen „Open Space“. Debatte um Konrad-nachfolge an der Uni.
Als Aufbruch in ein arbeitsreiches Jahr beging die steirische SPÖ gestern ihren Neujahrsempfang in Graz. Zunächst folgte freilich ein Rückblick: Michael Schickhofer ist seit genau einem Jahr Vorsitzender der Landespartei und ließ es sich nicht nehmen, Bilanz zu ziehen.
Er sei stolz „auf eine Partei, die kreativ ist und umsetzen kann“, meinte der Vizelandeshauptmann. Es sei gelungen, die Arbeitslosigkeit im Land zu reduzieren, wobei Schickhofer den Ausbau des Magna-werkes und das neue Tunnelforschungszentrum in Eisenerz nannte. Sowohl er als auch Landesgeschäftsführer Max Lercher strichen die Rolle der SPÖ als stimmenstärkste Kraft im Land heraus – ein Hinweis darauf, dass sich die Sozialdemokratie wieder eine stärker kämpferische Note verpassen will.
Der Hintergrund ist durchaus delikat: Noch immer haben viele Gefolgsleute die Preisgabe des Lh-sessels an die ÖVP nicht verziehen. Schickhofers Vorgänger Franz Voves, dem dies angelastet wird, war beim Neujahrsempfang nicht anwesend. Was umso mehr auffiel, als dessen Vorgänger, der Spö-ehrenvorsitzende Peter Schachnerblazizek, mit großem Applaus begrüßt wurde. Dass Voves erst am Vortag mit einem impulsiven Auftritt in der Orf-sendung „Im Zentrum“Aufmerksamkeit erregt hatte, wird in der Steirer-sp mit gemischten Gefühlen registriert.
Trotzdem ist in der Partei viel Optimismus spürbar, wie nicht zuletzt die sehr lange Gästeliste bewies: Gekommen waren nicht nur die Sp-landesräte Doris Kampus, Uschi Lackner und Anton Lang, der übrigens ab sofort für die SPÖ als Koalitionskoordinator in der Landesregierung fungiert. Mit dabei waren etwa auch der steirische Verkehrsminister Jörg Leichtfried, Landtagsklubchef Hannes Schwarz mit zahlreichen Abgeordneten, Altlandtagspräsident Siegfried Schrittwieser, ÖGBCHEF Horst Schachner, Arbeiterkammerpräsident Josef Pesserl und Frauenchefin Elisabeth Grossmann.
Aus der Grazer SPÖ waren Altbürgermeister Alfred Stingl und Stadtparteichef Michael Ehmann da – Ehmann allerdings nicht auf der Rednerliste, was angesichts des Grazer Wahlkampfes überraschte. Schickhofer streifte Graz nur am Rande, indem er meinte: „Bündeln wir die Kräfte, bewegen wir Österreich und – Michi Ehmann: Gewinnen wir Graz.“
Einen Schwerpunkt will die SPÖ heuer auf die Parteiöffnung legen. Vorarbeiten lieferte das Renner-institut mit Bildungschef Wolfgang Moitzi, nun wird ein Team mit dem Land- tagsmandatar der Gemeinderätin aus Trofaiach eingesetzt. Lercher präsentierte außerdem den neuen „Open Space“– einen modern gestalteten Bereich im Parteihaus, der künftig auch Nichtmitgliedern für Austausch, Diskussion und Kommunikation offensteht. Dazu werden mit neuester Technik die Online-medien bespielt.
Fund ür so manchen Unmut sorgt derzeit die Nachfolge von Helmut Konrad als Professor für Österreichische Zeitgeschichte an der Uni Graz. Einem Bericht des Nachrichtenmagazins „profil“zufolge sind nur deutsche Historiker in die engere Auswahl gekommen, und das in einem Fachgebiet, das die „österreichische Identität“betreffe. Die Universität will sich derzeit nicht dazu äußern. Konrad selbst soll das Verfahren „unglücklich“verfolgen.
Ernst Sittinger, Monika Schachner