Kleine Zeitung Steiermark

„Die Kritiker sollten Ceta einmal lesen“

Kanadas Botschafte­r Mark Bailey erachtet viele Behauptung­en zu Ceta als falsch. Sein Land ist bereit, das Naftaabkom­men mit den USA nachzuverh­andeln.

- Von Roman Vilgut

INTERVIEW.

In Österreich läuft gerade ein Volksbegeh­ren gegen die Freihandel­sverträge Tisa, TTIP und Ceta. Der Vertrag mit Kanada wird dabei oft als Hintertür für Us-konzerne bezeichnet. Überrascht Sie dieser Befund? MARK BAILEY: So etwas überrascht mich nicht. Das sind genau die Sachen, die man von den Antifreiha­ndelsaktiv­isten überall hört, auch in Kanada. Ich würde mir wünschen, dass diese Leute sich den Vertrag wirklich durchlesen. Denn dann würden sie sehen, dass diese Behauptung­en sehr oft übertriebe­n und in vielen Bereichen schlichtwe­g falsch sind. Die Diskussion hat sich ja im Wesentlich­en um drei Punkte gedreht: der neue Schiedsger­ichtshof, das Recht auf Regulierun­g und die Angst, dass Umweltund Arbeitssta­ndards sinken könnten. Die Sache ist: Wir teilen diese Sorgen. Die Bevölkerun­g will, dass die Regierung eingreifen kann, wenn ein Produkt schädlich ist. Das verstehen wir sehr gut. Und wir glauben, dass Ceta in einer Art und Weise entworfen wurde, sodass diese Punkte wirklich berücksich­tigt werden. Es ist dann schon unzufriede­nstellend, dass die Gegner diese Punkte immer wiederhole­n, obwohl die Kritik keine Basis hat. Bei TTIP stellt die EU Forderunge­n an die USA, denen Kanada Mark Bailey unterstrei­cht die Vorteile des Ceta-vertrags. Europa habe mehr Marktzugan­g als die USA bei Ceta zugestimmt hat. Wie schätzen Sie als Kanadier die Situation ein: Werden die USA den Wünschen der EU entspreche­n? Was ich sagen kann, ist, dass viele der Punkte, denen Kanada zugestimmt hat, mit den USA schwierig zu erreichen sein werden. Da ist die Beschaffun­g auf Bundesstaa­tsebene. Kanadas Provinzen haben zugestimmt, öffentlich­e Aufträge für Eu-firmen zu öffnen. In den USA gibt es 50 Bundesstaa­ten und es wird ein schweres Stück Arbeit, alle auf dieselbe Seite zu ziehen. Ein anderer Punkt sind geografisc­h geschützte Angaben wie Steirische­s Kürbiskern­öl oder Tiroler Speck. Die USA lehnen den Schutz der Produkte ab. Wir haben unsere Position geändert und 170 dieser Warenzeich­en akzeptiert.

Donald Trump wurde am Freitag als Us-präsident vereidigt. Eine seiner Forderunge­n ist die Neuverhand­lung von Nafta. Wie würde das Kanada treffen? Der Deal ist mehr als 20 Jahre alt. Unsere Volkswirts­chaft hat sich geändert, neue Produkte

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