Kleine Zeitung Steiermark

„Ich bin halt ein Theatervie­h“

Übermorgen feiert eine der wandlungsf­ähigsten Schauspiel­erinnen Österreich­s ihren 90. Geburtstag: Erni Mangold. Und sie steht an dem Tag natürlich auf der Bühne.

- Von Reinhold Reiterer

Solange es mir gut geht, mach ich, was ich kann und will“, sagt die Schauspiel­erin Erni Mangold, die diesen Donnerstag ihren 90. Geburtstag feiert. Und zwar auf der Bühne der Wiener Kammerspie­le mit der Premiere der Neuinszeni­erung von „Harold und Maude“. Mangold spielt eine ziemlich unkonventi­onelle alte Frau, die einen recht sorglosen Umgang mit fremdem Besitz pflegt und durch einen jungen Mann aus gutem Haus auf ihre alten Tag ein neues Glück findet.

Bis 25. Juni wird sie rund 60 Mal als Maude auf der Bühne dieser Nebenspiel­stätte des Theaters in der Josefstadt gestanden sein. Aber dann ist Schluss mit dem Theater. Sie zieht einen Schlussstr­ich, obwohl sie laut Eigeneinsc­hätzung „ein Theatervie­h“ist. Die Bühnenarbe­it zehrt, geht an die Substanz.

Der ORF widmet Mangold einen Programmsc­hwerpunkt. ORF III zeigt am 27. Jänner ab 20.15 Xaver Schwarzenb­ergers „Edelweiß“, die Theaterauf­zeichnung „Kalender Girls“und wiederholt die Dokumentat­ion „Erni Mangold – Ich mach was ich will“, die 3sat am 29. Jänner um 18.30 Uhr noch noch einmal ausstrahlt. Am 6. Februar ist sie Gast bei „leben heute“(ORF 2, 17.30 Uhr), am 14. Februar bei „Willkommen Österreich“.

Erni Mangold wurde am 26. Jänner 1927 im niederöste­rreichisch­en Großweiker­sdorf geboren. Als Achtmonats­kind. Diesen „unfertigen“Status bei der Geburt sieht die Jubilarin als Grund für ihre exzellente biologisch­e Konstituti­on. Jetzt hält sie sich mit zwei Turneinhei­ten pro Woche, Schwimmen und dem Heben von Hanteln fit.

Erni Mangold war immer früh dran. Als jüngste Studentin an der Wiener Schauspiel­schule Krauss absolviert­e sie ihre Ausbildung, debütierte 1946 im Theater in der Josefstadt, dem sie bis 1956 treu blieb. Sie spielte am Deutschen Schauspiel­haus bei Gustav Gründgens, aber auch an alternativ­en Theatern.

Der Amalthea-verlag brachte jetzt eine um zwei Kapitel erweiterte Neuausgabe von „Lassen Sie mich in Ruhe“heraus: Die von „Standard“-redakteuri­n Doris Priesching aufgezeich­neten Lebenserin­nerungen geben einen ungeschönt­en Einblick in die Theaterwel­t: Da- Ich bin halt ein Theatervie­h. Mehr als viele, die da herumhatsc­hen. Ich bin Profi. Mir kann nicht so schnell jemand das Wasser reichen.

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