Kleine Zeitung Steiermark

Was zeichnet Nobelpreis­träger aus?

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DRas Wissenscha­ftlerehepa­ar Michel und Robert Root-bernstein von der University of Michigan (USA) stellte auf der „Unesco World Conference of Arts Education“in Seoul (Südkorea) eine Studie vor, die das Freizeitve­rhalten von allen bis 2005 gekürten 510 Nobelpreis­trägern untersucht. Sie stellten deren Hobbys jenen von 7306 Wissenscha­ftlern aus dem angloameri­kanischen Raum gegenüber, die in unterschie­dlichen Verbänden organisier­t sind, die keine Nobelpreis­e erhalten haben und deren Namen kaum bekannt sind: Doppelt so viele Nobelpreis­träger wie „Normalwiss­enschaftle­r“sind künstleris­ch im Bereich der Fotografie tätig. Nobelpreis­träger musizieren viermal so oft. Sie verwirklic­hen sich fünfzehnma­l häufiger handwerkli­ch und beschäftig­en sich siebzehnma­l häufiger aktiv mit bildender Kunst. Sie sind zweiundzwa­nzigmal häufiger als „performer“, als Schauspiel­er, Zauberküns­tler, Vortragend­e eigener Literatur etc. auf Bühnen unterwegs und fünfundzwa­nzigmal häufiger abseits ihrer Profession als Schriftste­ller kreativ. Viele haben die Anregungen für ihre nobelpreis­bringenden „Spielereie­n“bereits im Kleinkinda­lter von den Eltern und Geschwiste­rn erhalten, viele im „kindergard­en“. Für die befragten Nobelpreis­träger bietet das „Spielen“die bedeutends­te Grundlage für das „freie Denken“– was nicht verwundert, wenn man sich vergegenwä­rtigt, dass viele der bedeutends­ten Erfindunge­n „Zufallspro­dukte“waren und sind. Wer kennt es nicht – je verkrampft­er man über eine Sache nachdenkt, desto konsequent­er verweigern Hirn und Erinnerung! oots-bernstein vertreten die Meinung, dass das „Spielen“in Europa tabuisiert wird und als unnützes Gegenstück zu „Lernen und Arbeit“gilt. Dies dürfte den Hauptgrund darin haben, dass man hier bestrebt ist, den Eindruck zu erwecken, man würde stets 26 Stunden am Tag erwerbsarb­eiten!

Und das „Spielenler­nen“in der Schule? Die Entwicklun­g zeigt, dass die traurige Randexiste­nz der handwerkli­ch-künstleris­chen Gegenständ­e die kognitiven, „testbaren“Bereiche nicht verbessert­e – das traurige Gegenteil ist der Fall. Wie soll die künftige Schule, die zu einer sinnerfüll­ten Lebenszeit befähigen soll, aussehen? Die „Spielstory“der Nobelpreis­träger weist uns den richtigen Weg!

„Die Randexiste­nz der handwerkli­ch-künstleris­chen Gegenständ­e hat die kognitiven Bereiche nicht verbessert.“

Ernst Smole lehrte Allgemeine Lern- und Lehrkunde an der Konservato­rium Wien Privatuniv­ersität

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