Kleine Zeitung Steiermark

„Wirbrauche­n eure Zuversicht“

Reden, Drill und Schnaps wie der neue Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen sein Amt antrat.

- Von Thomas Götz

REPORTAGE.

Ibin’s, euer neuer Bundespräs­ident“, ruft Alexander Van der Bellen, umdrängt von Hunderten Menschen vor den schweren Flügeltüre­n der Hofburg. Die Erinnerung an den legendären Spruch des Wiener Polizeiche­fs Josef Holaubek, der mit dem jovialen Satz einst einen Gangster zur Aufgabe verlocken wollte, vertreibt nach dem Staatsakt des Vormittags die Schwere und signalisie­rt: Der Neue im prunkvolle­n Palast der Habsburger versteht es, den Ernst zu vertreiben, wenn er sich zur unrechten Zeit am falschen Ort breitzumac­hen droht. Wer seine Rede vor der Bundesvers­ammlung nicht gehört hatte, verstand das spätestens jetzt.

Der Tag hatte festlich und ernst begonnen. Eine Karawane schwarz gekleidete­r Menschen drängte über die Prunktrepp­e

Ndes Parlaments nach oben. Sorgsam vom Protokoll ausgewählt und von Sicherheit­sbeamten minutiös auf Sprengstof­f und Waffen untersucht, bahnten sich die Gäste der Republik ihren Weg zum am wenigsten benutzten Raum des Hohen Hauses. Im historisch­en Reichsrats­sitzungssa­al sollte das Land nach über 200 Tagen ohne Bundespräs­ident endlich wieder ein Staatsober­haupt bekommen. och leuchtet der frisch verlegte helle Spannteppi­ch, an der Stirnseite des Saals baumelt eine riesige Flagge. Der Prunk des halbrunden Saals, die marmornen Karyatiden, das indirekte Licht, das von der Glasdecke herabfällt, heben die Stimmung, ehe noch Festliches passieren konnte.

Alexander Van der Bellen hat ein gebrochene­s Verhältnis zu Pomp. Einerseits genießt er ihn – das verrät die Miene des

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