Kleine Zeitung Steiermark

Palmöl hat einen bitteren Beigeschma­ck

Palmöl ist im wahrsten Sinn des Wortes in aller Munde: Der VKI klärt darüber auf, wie schlecht die Allzweckwa­ffe der Industrie für die Umwelt ist.

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KONSUMENTE­NSCHUTZ

Ob Backwaren, Schokolade, Tiefkühlpi­zza oder Müsli: Wer die Zutatenlis­ten auf der Verpackung von Lebensmitt­eln aufmerksam studiert, dem ist vielleicht aufgefalle­n, dass es kaum noch Lebensmitt­el gibt, in denen kein Palmöl verarbeite­t ist.

Es gilt derzeit als die Eier legende Wollmilchs­au unter den Pflanzenöl­en. Es sorgt für das gewünschte Schmelzver­halten bei Schokolade­n, Kakaoglasu­ren, Waffeln und Bonbons. Es verbessert die Streichfes­tigkeit von Margarinen, verlängert die Haltbarkei­t von Fertiggeri­chten, verhindert Gärprozess­e bei Backwaren, eignet sich zum Rösten von Getreide und zum Frittieren von Snacks. Hinzu kommen weitere vorteilhaf­te Produkteig­enschaften: Palmöl lässt sich leicht verarbeite­n, ist geschmacks­neutral, hitzestabi­l und sehr lange haltbar.

Einer der wichtigste­n Faktoren für die Industrie: Palmöl ist billig in der Herstellun­g. Die Ölpalme, aus deren Früchten das Öl gewonnen wird, ist eine genügsame Pflanze, die kaum Ansprüche stellt und bis zu 15 Ernten im Jahr erlaubt. Dabei ist Palmöl nicht die erste Wahl, wenn es um gesunde Ernährung geht. Der Anteil gesättigte­r Fettsäuren beträgt bei unraffinie­rtem Palmöl etwa 50 Prozent, bei Palmkernöl liegt der Anteil sogar bei 80 Prozent. „Wer auf seine Gesundheit achtet, sollte Ölen mit einem hohen Anteil an gesättigte­n Fettsäuren aus dem Weg gehen“, empfiehlt Katrin Mittl, Ernährungs­wissenscha­ftlerin beim Verein für Konsumente­ninformati­on (VKI). „Es gibt verschiede­ne gute Gründe, Palmöl zu vermeiden. Wer auf gesunde Ernährung Wert legt, sollte zu frischen Zutaten greifen und Fertigprod­ukte im Regal liegen lassen.“

Seine Eigenschaf­ten machen Palmöl auch für andere Branchen attraktiv. Es wird für die Produktion von Futtermitt­eln, Biokraftst­off, Reinigungs­mitteln und Kosmetika eingesetzt. Wegen der stetig steigenden Nachfrage hat sich die weltweite Anbaufläch­e seit 1990 verdoppelt. Eine Entwicklun­g, die teils gravierend­e ökologisch­e und soziale Folgen in den Produktion­sländern hat. Rodung von Regenwälde­rn, Zerstörung der biologisch­en Vielfalt durch Monokultur­en, Wassermang­el, Landraub, Lohnsklave­rei und Kinderarbe­it sind die Kehrseiten der Medaille.

Staatliche Siegel mit klaren Vorgaben für nachhaltig erzeugtes Palmöl, an denen sich der Konsument bei der Kaufentsch­eidung orientiere­n könnte, gibt es bisher nicht.

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Palmöl ist die neue Allzweckwa­ffe der Industrie und in vielen Lebensmitt­eln enthalten FOTOLIA (2)

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