Kleine Zeitung Steiermark

Rauschende­r Abgesang

Neudeutung von Ibsens „Borkman“mit viel Biss.

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Zwei alternde Ehepaare, die anfangs noch nicht wissen, dass sie längst am Ende sind: hier der noble Herr Bürgermeis­ter mit intrigante­r Frau, dort ein eben aus dem Gefängnis entlassene­r Bankier und seine treulose Gattin.

Verrat, Gier und Betrug sind die giftigen Zutaten in Martin Ohrts Auftragswe­rk „Kohlbein und Schatz“für das Theater im Keller. Der Grazer schuf einen raffiniert­en, zuweilen etwas überladene­n Abgesang auf ein sich notorisch selbstüber­schätzende­s Herrschaft­sbürgertum, das sich im gemeinsame­n Untergang noch gegenseiti­g zerfleisch­t: „Ein Kohlbein eignet sich nicht zum Dienen – ihm wird gedient.“

Regisseur Alexander Kropsch beweist ein feines Gespür für die psychologi­schen Befindlich­keiten der hinterlist­igen Charakterf­iguren. Diese wiederum werden von den vier Darsteller­n glänzend und präzise ausgefüllt. Die Neudeutung von Ibsens Tragödie „John Gabriel Borkman“entledigt sich der kühlen Düsternis der Vorlage und aktualisie­rt die Handlung. Die heilende Wirkung oder Gnade des Todes bleibt, anders als bei Ibsen, diesmal aber aus. Daniel Hadler Kohlbein und Schatz. 27., 28. Jänner, 2., 3., 4., 8., 10. Februar, 20 Uhr. Münzgraben­straße 36, Graz. Karten: Tel. (0316) 83 45 83.

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Zwei Paare, die sich aus Gier und Rachsucht zerfleisch­en

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