Patchwork – Familienkrach nach Noten
Tristan Schulze hat für die Wiener Staatsoper eine Kinderoper komponiert. „Patchwork“zeigt im Zeitraffer und mit viel Witz und Tempo, was passiert, wenn zwei Familien fusionieren.
URAUFFÜHRUNG
Die Idee, Kinder einmal nicht mit Märchen oder Fantasy zu konfrontieren, kam von Johanna von der Deken, der Librettistin. Die gebürtige Grazerin, die als Sängerin und Mutter sowohl Bühnen- als auch Familienerfahrung hat, wollte zeigen, was passiert, wenn zwei halbe Familien sich zu einer zusammenschließen.
Bedenken, der Stoff könnte zu hart und schwer sein für die zarten Gemüter von Kindern ab sechs, hatte Tristan Schulze nicht. „Wir haben versucht, es von der komödiantischen Seite zu sehen.“Dass neben den Erwachsenen auch zehn Mitglieder vom Staatsopern-kinderchor auf der Bühne der Dependence in der Walfischgasse stehen, sollte die Schwellenangst des jungen Publikums weitersenken, hofft der deutsche Cellist und Komponist.
Aber wie schreibt man für Kinder? Gibt es Grenzen der musikalischen Sprache? Darf man mit Dissonanzen arbeiten? „Dissonanzen sind ohnedies nicht so meins“, sagt der 52-Jährige, der mit der Kammeroper „Premiere“bereits ein effektvolles Musikdrama für Erwachsene in der „Hölle“im Theater an der Wien zeigen konnte.
„Wenn ich für Erwachsene schreibe, habe ich fünf Minuten für eine Szene, mit Kindern nur zwei, damit sie dabeibleiben“, weiß Schulze. Länger als eine Stunde darf ein Auftragswerk für Kinder in der Staatsoper auch gar nicht sein, schon wegen der Konzentrationsspanne der jungen Besucher. „Kinder sind ehrlich“, sagt Schulze. „Wenn ihnen etwas nicht gefällt, sind sie weg, das ist wunderbar.“Auch mit der Lautstärke muss er bei Kindern vorsichtig umgehen. Beim Fortissimoeinsatz von drei Posaunen gab es Bedenken im Haus – die Kleinen könnten sich schrecken.
Um die zarteren Kinderstimmen besser hörbar zu machen, hat Schulze für sie ein Instrumentalquartett mit Akkordeon vorgesehen, das nahe der Bühne postiert ist. Das Orchester begleitet – hinter dem Publikum postiert – nur die Erwachsenenstimmen.
Gemeinsam wollen Schulze und von der Deken Mut machen: Patchwork-familien können bereichernd sein für alle.
Thomas Götz „Patchwork“, Kinderoper von Tristan Schulze, Libretto: Johanna von der Deken, Regie: Silvia Armbruster. Premiere: 29. 1., 15 Uhr. Karten: Tel. (01) 513 1 513. wiener-staatsoper.at