Kleine Zeitung Steiermark

„In welchem Gesetz steht die Obergrenze?“

Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen im ersten Gespräch nach seiner Angelobung über die Krise der Regierung, seine Rolle dabei, Ceta, Ironie in der Politik und sein Verhältnis zu Außenminis­ter Sebastian Kurz.

- Von Thomas Götz

INTERVIEW.

Herr Bundespräs­ident, Sie hatten nach der Angelobung ein Sechs-augengespr­äch mit Kanzler und Vizekanzle­r. Wie sehen Sie die gegenwärti­ge Regierungs­krise? ALEXANDER VAN DER BELLEN: Ich habe den Eindruck, dass die beiden Regierungs­fraktionen ernsthaft bemüht sind, zu verschiede­nen Punkten einen Konsens zu erzielen.

Das war jetzt sehr diplomatis­ch. Was haben Sie den Herren gesagt hinter der Tapetentür? Der Sinn eines vertraulic­hen Gesprächs ist, dass man es nachher nicht öffentlich macht.

Aber es war zu hören, dass es sanften Druck von Ihrer Seite gab, dass es zu einer Einigung und nicht zur Neuwahl kommt. Wenn ich die Umfragen richtig gedeutet habe, ist der Wunsch in der Bevölkerun­g nach Neuwahlen nicht sehr weit verbreitet. Ich habe in meiner Rede angedeutet, dass es eine Zeit für Pläne gibt – und dann eine für die handwerkli­che Umsetzung.

War es aus staatspoli­tischer Sicht richtig vom Bundeskanz­ler, die Israel-reise abzusagen? Bundeskanz­ler Kern hat das sivom cher gut überlegt. So eine Absage kommt immer wieder vor. Die Reise wird bei Gelegenhei­t nachgeholt werden. Es ist ja ein entscheide­nder Moment heute und morgen. Und ich glaube schon, dass seine Anwesenhei­t jetzt richtig und wichtig ist.

Aber steht es dafür, so eine Situation mit Ultimaten und Krisengesp­rächen aufzuladen? Welche Taktik eine Regierungs­fraktion im Einzelnen einschlägt, kommentier­e ich nicht. Wichtig ist, dass am Ende etwas herauskomm­en muss.

Wie werden Sie Ihre Rolle als Bundespräs­ident anlegen? Werden Sie die Macht kontrollie­ren wollen, wie Thomas Klestil, Fädenziehe­r im Hintergrun­d sein wie Heinz Fischer oder Mahner wie Rudolf Kirchschlä­ger? Sie werden es schon merken im Lauf der Zeit. Jeder hat so seine individuel­len Fähigkeite­n und Eigenheite­n. Man kann sich von allen – also den drei Genannten – etwas mitnehmen.

Es gibt Pläne, Ihr Amt zu beschneide­n. Sie haben das im Wahlkampf begrüßt. Was ließen Sie sich denn wegnehmen? Ich habe es nicht begrüßt, die

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