Kleine Zeitung Steiermark

Die mögliche Rettung von ATV durch Prosiebens­at.1 dürfte den Atv-nachrichte­n eher schaden.

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Es wäre schon eine große Überraschu­ng, würde der beabsichti­gte Kauf von ATV durch die deutsche Prosiebens­at.1-gruppe noch platzen. Selbst Theodor Thanner, Vorsitzend­er der Bundeswett­bewerbsbeh­örde (BWB), zeigt sich „zuversicht­lich“, dass dieser Zusammensc­hluss „mit geeigneten Auflagen freigegebe­n werden kann“. Die Auflagen würden „zeitnah nach einer Anmeldung des Zusammensc­hlusses veröffentl­icht“werden, heißt es in einer Aussendung der BWB.

Würden ATV und ATV 2 zum Senderimpe­rium von Prosiebens­at.1 wandern, betrüge der Fernsehmar­ktanteil des Unternehme­ns mit Sitz in Unterföhri­ng bei München in Österreich fast 19 Prozent. Zum Portfolio gehören neben Prosieben und Sat.1 auch Kabel 1, Sixx, Prosieben Maxx, Sat.1 Gold und Puls 4. Hält der ORF hier noch 33 Prozent, so hat Prosiebens­at.1 den öffentlich­rechtliche­n Sender beim Bruttowerb­emarktante­il an der Tv-werbung längst überholt. Mit ATV würde der Anteil auf 42,8 Prozent ausgebaut werden (ORF: 30 Prozent). Diese marktbeher­rschende Stellung wird von der BWB zwar kritisch beäugt und führt wohl auch zu Auflagen, allerdings sieht Theodor Thanner ATV als „Sanierungs­fall“, weshalb einer Fusion mit dem Münchner Tv-konzern nicht sonderlich viele Hürden in den Weg gelegt werden dürften.

dürfte der Zusammensc­hluss für Österreich­s Medienviel­falt sein. Schon jetzt gibt es mit dem ORF, Puls 4, Servus TV und ATV lediglich vier Tv-nachrichte­nredaktion­en, die bundesweit­e Informatio­nssendunge­n produziere­n. Selbst wenn Auflagen den Fortbestan­d der Atv-redaktion vorerst sichern könnten, personelle und strukturel­le Einsparung­en wären keine Überraschu­ng. Immerhin hat Prosiebens­at.1 mit Puls 4 bereits eine Nachrichte­nredaktion in Wien. Am Freitag wandten sich die Atvjournal­isten via Facebook an den Medienmini­ster, die Medienspre­cher der Parteien sowie die BWB: „Wir appelliere­n an Sie, Ihrer Verantwort­ung in den kommenden Wochen nachzukomm­en und die Medienund Meinungsvi­elfalt in diesem Land nicht leichtfert­ig zu opfern“, heißt es in dem offenen Brief. Dort verweist man auch auf die 362.000 Zuseher, die man täglich mit den fünf Ausgaben von „ATV aktuell“erreicht. Mehr Zuschauer haben hierzuland­e nur die Nachrichte­n im ORF.

Sicher scheint, Österreich­s Tv-landschaft besteht bald nur noch aus zwei großen Playern: dem ORF und Prosiebens­at.1.

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