Kleine Zeitung Steiermark

Wahlsieger Nagl schlittert in Sackgasse

SPÖ fliegt aus der Grazer Stadtregie­rung und ist kein Partner mehr für eine Koalition mit Nagl. Der ÖVP bleibt de facto nur die FPÖ als Partner für eine klare Mehrheit.

-

Mit den Grünen, die trotz eines Minus auf 10,5 Prozent ihre Stadträtin behalten, geht sich kein Zweierpakt aus. Bleiben die Blauen (15,9 Prozent), mit denen die VP auf 27 der 48 Mandate im Gemeindera­t käme und auch eine sichere Mehrheit für die Regierungs­arbeit hätte.

theoretisc­he Varianten (siehe rechts), werden sich also Nagl und FPÖCHEF Mario Eustacchio als „aussichtsr­eichste Partner“am Pokertisch wiederfind­en. Der Haken: Schon am Tag nach der Wahl richteten beide einander aus, wie schwer sie doch eigentlich miteinande­r könnten, wenn sie müssten. Im Rathaus ist es ein offenes Geheimnis, dass Nagl und Eustacchio einander nicht wirklich riechen können.

Der Övp-bürgermeis­ter will einen Partner, der mit ihm in „Integratio­n investiert“. Eustacchio konterte: „Das spielt es mit uns nicht, Integratio­n ist Bundessach­e.“Freilich lässt sich der Fpö-stadtrat alle Optionen offen: „Man muss sich in der Politik nicht lieb haben.“Am heutigen Dienstag wird intern beraten.

Fp-intern heißt es: Eine städtische Konstellat­ion ähnlich Wels (Blau-schwarz) würde der Landes- sowie der Bundesspit­ze gefallen, um zu zeigen, was man könne. Im Idealfall im Bereich „sozialer Wohnbau mit freiheitli­cher Handschrif­t“. Aber auch das Finanz- oder Personalre­ssort würden der FPÖ gefallen.

„Er war bisher schon flexibel“, ätzt Eustacchio. „Bei dem Ergebnis kann Nagl alles vorschlage­n und wird unterstütz­t“, skizziert wiederum ein ÖVP-MANN. Es müsse ja nicht alles auf Schwarz-blau hinauslauf­en. Ein Arbeitsübe­reinkommen in gewissen Sachthemen wäre eine (Not-)lösung. Hier käme dann für einzelne Vorhaben eventuell wieder die KPÖ ins Spiel. Elke Kahr, die Einzige, die um einen Stadtsenat­ssitz zulegen konnte, signalisie­rte gestern sogleich Verhandlun­gsbereitsc­haft, um als gestärkte Kraft eigene Positionen einbringen zu können.

In den Reihen der Volksparte­i von Stadt und Land hadert man nun mit dem Votum, über das man sich gestern noch so gefreut hat. Die Wahl sollte die italienisc­hen Verhältnis­se der letzten Jahren, in denen es nur wacklige Budgetpakt­e gegeben hatte, beenden. „Jetzt ist es fast noch schlimmer als vor der Wahl“, sagen prominente Vpmitglied­er hinter vorgehalte­ner Hand. Der Övp-vorstand gab Nagl das volle Verhandlun­gsmandat, grünes Licht, mit allen in Gespräche zu gehen, um aus der Sackgasse zu kommen.

SPÖCHEF Ehmann bleibt im Sattel und mahnt: „Keine Panik, keine Schnellsch­üsse.“Man müsse völlig neue Wege gehen, dabei aber kühlen Kopf bewahren. Auch Grünen-spitzenkan­didatin Tina Wirnsberge­r hat die Partei hinter sich. Sie wird das Amt als Stadträtin antreten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria