„Die geringe Wahlbeteiligung ist eine Schande“
Die Grazer Gemeinderatswahlen sind geschlagen – viele gingen nicht hin. Das stört unsere Leser ebenso wie die Reaktion der FPÖ auf das Ergebnis.
Es gibt keinen Grund zu jubeln. Es hat sich gezeigt, dass fast der Hälfte aller Grazer die demokratische Reife fehlt. Und wenn diese Menschen es nicht für wert finden, wählen zu gehen, so haben sie auch kein Recht mehr, über die Grazer Politik zu urteilen. Sie sollen sich einfach nur schämen. Die Grazer lassen ihre Stadt weiter verkümmern, statt zur Wahl zu gehen. Die geringe Wahlbeteiligung ist eine Schande! Groß reden, aber zu faul, um zu wählen. Die Reaktion des freiheitlichen Spitzenkandidaten mit hasserfülltem Gesichtsausdruck nach Bekanntwerden der klaren Verfehlung seines Wahlzieles (zweiter Platz) und die damit verbundene, äußerst undemokratische Bemerkung gegenüber den Grazer Kommunisten lassen tief blicken. Noch dazu, wo erst vor Kurzem seine Gesinnungsbrüder Moskau hofiert haben. (kein Kpö-wähler) Die FPÖ kann ihr Schlechterverlierer-image offenbar schwer loswerden: Statt sich bei den Wählerinnen und Wählern für einen Stimmenzuwachs von immerhin zwei Prozent zu bedanken, bezeichnet der Spitzenkandidat beim „Siegerinterview“20 Prozent der Wähler zwischen den Zeilen als dumm und vorgestrig: „Ich versteh’s nicht, wie man im 21. Jahrhundert immer noch eine kommunistische Partei wählen kann.“Bei aller verständlichen Enttäuschung sollte eine Partei, die einen demokratischen Führungsanspruch stellt, auf diese Weise nicht eine doch beträchtliche Wählergruppe quasi ausgrenzen. Dieses Wahlergebnis zeigt recht schön, wo die Menschen der Schuh drückt und was die SPÖ über Jahrzehnte, leider nichts sehenden Auges, in die führte und führt. Als die SPÖ zur Siegerpartei wurde, mutierte sie von einer Partei der kleinen Leute zu einer Partei, in der man etwas werden konnte. Dasselbe vollzog sich auch bundesweit. Während sich im Bund eine Bewegung herausbildete, die den Neid der kleinen Leute auf die nächstärmere Bevölkerungsschicht erfolgreich lenkte, bildete sich in Graz eine Linke, die noch wusste, wem sie dienen soll. Ideologien haben die Menschen ja nie wirklich interessiert. Es zählen Taten!
Deshalb gibt es eben auch im 21. Jahrhundert Menschen, die KPÖ wählen. Solange die SPÖ glaubt, smart und eloquent zu sein, wird die Talfahrt ungebremst anhalten. Wenn dann noch alle Parteien versuchen, die FPÖ rechts zu überholen, wird es zu einer Schieflage kommen, die zum Desaster wird. Leider deutet alles darauf hin, dass es so kommt. Links und sozial ist uncool wie Gutmensch oder Opfer. „No time for losers, ’cause we are the champions!“ Der geschilderte Zustand in diesem Bericht kann durchaus eine Folge der zunehmenden Arbeitsbelastung der Briefträger sein. Es wäre interessant, wie sich die Portogebühren in den letzten 20 Jahren entwickelt haben. Diese müssten ja ganz massiv abgesunken sein, schließlich gibt es nun viel weniger Postämter und viel weniger Briefträger. Oder wird der Rationalisierungsgewinn von den Managern und Aktionären aufgesaugt? Immer mehr kommunale Einrichtungen werden ausgelagert. Die Politik verliert Gestaltungsmöglichkeiten. Die Politikverdrossenheit steigt. Die Wahlbeteiligung sinkt. Allein die Überlegung des Uspräsidenten, einen ausgewiesenen Eu-gegner nach Europa zu entsenden, ist eine Provokation. Wenn die europäischen Spitbedeutungslosigkeit