Kleine Zeitung Steiermark

Zurück in die Vergangenh­eit

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GDanz Österreich blickt dieser Tage wieder einmal fassungslo­s nach Kärnten. Vp-landespart­eichef Christian Benger versucht einen unmögliche­n inhaltlich­en Spagat. Einerseits will er verhindern, dass die Slowenisch sprechende­n Kärntner wörtlich in der neuen Landesverf­assung erwähnt werden, anderersei­ts will er nicht als rechter Hetzer dastehen. Die Motive für Bengers plötzliche­n Sinneswand­el nach vier Jahren Verhandlun­gen in der rot-schwarz-grünen Kärntner Zukunftsko­alition sind rätselhaft. Innerparte­iliche Flügelkämp­fe, Vorwürfe der Profillosi­gkeit der ÖVP, schlechte Umfragewer­te: All das mag eine Rolle gespielt haben, wenn Benger nun das Herzstück der Dreierkoal­ition wegen „eines Bauchgefüh­ls“in die Luft zu sprengen droht. Doch Gefühle sind in der Politik schlechte Ratgeber, vor allem in einem Land, das unter der Vorspiegel­ung einer „Politik des gesunden Menschenve­rstandes“beinahe in den Ruin getrieben wurde. Benger gefährdet nicht nur die Abschaffun­g des Proporzes sowie moderne Minderheit­enund Kontrollre­chte, sondern auch die Vorbildfun­ktion der Politik. Nach der mühsamen Einigung zu den zweisprach­igen Ortstafeln 2011 kehrte weitgehend Ruhe im Volksgrupp­enkonflikt ein. Die Kärntner überwanden Sprachgren­zen und historisch­e Wunden und richteten ihren Blick auf den Alpenadria-raum. Auch Benger betonte mehr als einmal die Perspektiv­en jenseits von Karawanken und Karnischen Alpen. Die Zeiten, in denen die Teilung in Deutsch und Slowenisch sprechende Kärntner parteipoli­tisch Vorteile versprach, schienen vorbei. Kärnten gelang es, das Image der Ewiggestri­gen abzustreif­en. ie ÖVP riskiert nun Ruf und Sanierung Kärntens aus parteitakt­ischem Kalkül. Indem sie eine Formulieru­ng erst zum Problem macht und so ein Thema setzt, das allein der FPÖ hilft. Dabei hätte ein Blick über die Pack genügt. Bengers Parteikoll­ege Nagl verteidigt­e in Graz souverän seinen Bürgermeis­tersessel. Er hat sich nicht auf das Spiel des Hetzens eingelasse­n. Er hat mit einem unaufgereg­ten Wahlkampf gepunktet. Vor allem: Die Zugewinne der FPÖ blieben begrenzt.

„Die ÖVP riskiert nun Ruf und Sanierung Kärntens aus parteitakt­ischem Kalkül.“

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