Pilotprojekt: Wasserstoff ersetzt Kohle
Eine der größten Elektrolyseanlagen der Welt entsteht bei der Voest in Linz. Der Stahlkonzern setzt auf Wasserstoff.
Drei österreichische Riesen ihrer jeweiligen Branchen haben sich zu einem zukunftsweisenden Projekt zusammengefunden: Siemens, Verbund und Voestalpine errichten in den kommenden vier Jahren eine innovative Wasserstoff-demonstrationsanlage in Linz.
Das Einzigartige an diesem „H2future“-projekt: Die Anlage mit einer Energieleistung von 6 Megawatt wird die größte ihrer Art sein. Zudem ist der Anwendungsbereich der Anlage, also die unmittelbare Verzahnung mit dem Stahlerzeugungsprozess, eine Premiere. Der erzeugte „grüne“Wasserstoff wird künftig direkt in das interne Gasnetzwerk eingespeist und damit der Einsatz von Wasserstoff in verschiedenen Prozessstufen der Stahlerzeugung getestet.
Produziert wird der Wasserstoff in einer der modernsten Elektrolyseanlagen der Welt. Zum Einsatz kommt in Linz die sogenannte Protonen-austausch-membran(pem)-technologie. Mit dieser Technologie ist es möglich, durch die Umwandlung von elektrischem Strom in Wasserstoff große Energiemengen aufzunehmen und zu speichern.
Die Anlage der neuesten Generation entsteht zwischen Hochöfen auf dem Gelände der Voestalpine. Der gewonnene Wasserstoff ist vielseitig einsetzbar, beispielsweise als Grundstoff in der Industrie, wie etwa in Linz, aber auch als Treibstoff in der Mobilität und als Energieträger bei der Stromund Gasversorgung.
Technologie für den Pem-elektrolyseur kommt von Siemens, das diese seit 2012 schon mehrfach einsetzt. Den Strom für die Erzeugung des Wasserstoffes liefert der Verbund aus erneuerbaren Energien. Für Verbundchef Wolfgang Anzengruber kann das Projekt einen Genera- tionswechsel im metallurgischen Prozess darstellen. Voestalpine-chef Wolfgang Eder will zwar nicht von einem Nachfolger des Ld-verfahrens für die Stahlerzeugung sprechen, aber: „Wir müssen daran glauben – wir sind überzeugt, dass wir es schaffen.“
18 Millionen Euro fließen in das „H2future“-projekt, 12 Millionen davon fördert die EU. 40 Prozent Dekarbonisierung bis 2030 lautet die Zielvorgabe der Industrie. Doch noch fehlt ihr eine geeignete Ersatztechnologie. Um die Kohlendioxidemission drastisch zu verringern, muss man in der energieintensiven Stahlindustrie Kohle und Koks etwa durch Wasserstoff ersetzen. 15 bis 20 Jahre werde es noch dauern, bis die Voest so weit sei. „Das wäre der nächste große Schritt in Richtung Co2-freie Stahlerzeugung.“In weiterer Folge könnten auch die klassischen Voeststahlstandorte in Linz und Donawitz von Koks und Kohle auf Wasserstoff umstellen.