Wenn Fußball wie Gemüse aus dem Glashaus wirkt
Das Land ist noch dem Wintersport verfallen, alle sind verrückt nach Hirscher und Co. Da fällt es schwer, sich auf den Beginn der österreichischen Fußballbundesliga zu konzentrieren.
Beginnen wir mit der kuriosesten Geschichte dieses Winters: Im slowenischen Sezˇana hat man während der Kältewelle versehentlich gebrauchtes, bereits zur Schinkenherstellung verwendetes Pökelsalz gestreut, was zur Folge hatte, dass nicht nur der ganze Ort penetrant nach Schweinefleisch roch, sondern auch sämtliche Hunde ausflippten. Ähnlich ist es in Österreich, nur hat man bei uns statt dem Pökelsalz Wintersport verwendet. Die Leute sind noch ganz verrückt nach Hirscher und Schmidhofer, Kraft und Landertinger. Auf den Straßen liegen zwar keine Salzkörner, dafür aber verrottete Weihnachtsbäume, selbst in den Städten schlummern noch Schneereste, und hin und wieder kann man Überbleibsel von Silvesterraketen finden. Da fällt es schwer, sich vorzustellen, dass bald der Frühling kommen soll. Noch schwerer fällt es, sich zu den Energieferien auf die österreichische Bundesliga zu konzentrieren.
Die tipico-bundesliga – benannt nach einem Wettanbieter, man sich entschieden von Spielmanipulationen distanziert – hat ein Problem, für das sie gar nichts kann. Wenn nämlich jemand, angestachelt durch Fernsehpakete oder Streamingdienste, Woche für Woche Spiele aus England, Deutschland oder Spanien verfolgt, kann er sich nur schwer für das Geschehen in den heimischen Stadien begeistern. Das ist, wie wenn Sie sich an Austern, Langusten, Saltimbocca und Coq au vin gewöhnt haben und plötzlich wieder Extrawurstsemmeln und Erdäpfelgulasch vorgesetzt bekommen. Eh gut, aber wenn man Bayern gegen Schalke oder Mancity gegen Arsenal kennt, fällt es schwer, sich wieder auf Wolfsberg gegen Ried oder Admira gegen Altach zu konzentrieren. Sobald man mit den großen Figuren der Fußballbühne lebt, mit Pep, Kloppo, the Special One, CR7, Messi, Zlatan usw., bedarf es einer gewissen Selbstvergessenheit, wieder für Rotpuller, Schoissengeyr, Schösswendter oder Dovedan zu sein.
2016 war für Österreichs Fußball ein Desaster, das Nationalteam ist nach einer blamablen Euro versumpft und auf Platz 34 in der Weltrangliste zurückgereiht worden. Red Bull Salzburg, ein an Geschichte nicht gerade reicher Verein, prolongierte eine mittlerweile fast legendäre (die einzige) Tradition, die der knapp verpassten Champions League. Neu ist das unglückliche Auftreten in der Europa League. Rapid hat die Freude über das neue, schmucke Stadion zuerst mit seinem deutschen Trainer devastiert und dann mit Verletzungen gehadert, während die Austria den schon sicher scheinenden Aufstieg leichtsinnig weggeworfen hat. Die Spieler sind entweder noch zu jung, um sich im internationalen Geschäft durchzusetzen (Oberlin, 19 Jahre), oder bereits zu alt (Soriano, 31 Jahre; Hofmann, tausend Jahre). Die tipico-liga ist eine seltsame Versammlung gealterter Stars und Auszubildender, wobei das Niveau so schlecht nicht ist, schaffen es doch immer wieder Spieler in die Bundesliga oder Prewährend
Dmier League: Kampl, Mané, Sabitzer, Hinteregger oder zuletzt (über Umwege) Burgstaller. Wobei es auch etliche gibt, die hoffnungsfroh wechseln und dann auf der Ersatzbank oder Tribüne dahinpökeln: Kainz, Pehlivan, Boˇskovic´. Oder sie landen gleich im Land der Hundeesser wie Jelavic´. er oben erwähnte Dimitri Oberlin spielt übrigens neuerdings wieder bei Salzburg, was ein durch keine Strukturreform wegzubekommendes Problem