Drama um einen schlafenden Löwen
Szenisch harmlos und musikalisch packend ist Giuseppe Verdis „Otello“am Klagenfurter Stadttheater.
Horne, zu Beginn mit etwas viel Vibrato zu hören, ist eine feinsinnig singende Desdemona. Die von ihr gewünschte Innigkeit kommt aber erst im finalen „Ave Maria“voll zur Geltung.
Matthias Frey singt einen etwas leichtgewichtigen Cassio. Die kleineren Partien mit Thomas Tischler (Roderigo), Christiane Döcker (Emilia), Michael Schober (Montano) und Jisang Ryu (Lodovico) sind alle passend besetzt. Der Chor (Günter Wallner) ist nicht immer eines Sinnes.
seiner letzten Opernproduktion am Haus steht Alexander Soddy. Er motiviert das nicht immer ganz intonationsrein spielende KSO zu blühenden, nuancenreichen Klängen, ausdrucksstarken Ausbrüchen und wunderbaren Lyrismen.
Etwas seltsam wirken die historisch stilisierten, an Vorhangstoffe erinnernden Kostüme, die reduzierten Kulissen
Patrick Schlösser hat die Regieassistentin Sophie Springer die Inszenierung in der Endphase übernommen: Ziemlich am Libretto von Arrigo Boito angesiedelt wird das große Eifersuchtsdrama, das auf Shakespeare zurückgeht, sehr lange unspektakulär, teils unbeholfen, viel zu harmlos und statisch erzählt. Vor allem der Chor wird wie beim „guten“alten Steh- und Rampentheater arrangiert. Bei manchen Schlüsselszenen oder Zornausbrüchen hätte man sich mehr Drastik und mehr Ideen erwartet. Erst die Endphase gewinnt an packender Dramatik.
Plakativ, aber wirkungsvoll ist in der Schlussszene der Auftritt des Otello: Der, wenn sich nach Desdemonas Gebet die große Madonna-figur dreht und zu einem Skelett wird, aus diesem, wie ein Mönch gekleidet, heraustritt. Stehende Ovationen!