Kleine Zeitung Steiermark

Wunschkind und Mensch zweiter Klasse

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VDor zwei Jahren – im Jänner 2015 – wurde das neue Fortpflanz­ungsgesetz im Parlament beschlosse­n und damit die Eizellensp­ende und Präimplant­ationsdiag­nostik ermöglicht. Im Kern regelt dieses Gesetz das Kinderkrie­gen, wenn es nicht von selbst klappt. Treiber dieses Themas sind einerseits das Interesse kinderlose­r Paare nach ihrem Wunschbaby und anderersei­ts die Fortpflanz­ungsmedizi­n-industrie.

Ich bin selbst kinderlos und habe vollstes Verständni­s für die Sehnsucht nach einem Kind. Wütend macht mich aber die Tatsache, dass es in der Diskussion ausschließ­lich um die Interessen der Erwachsene­n geht! Jene der Kinder werden dabei vollkommen ausgeblend­et; auch die Interessen der Frauen, die im Dienste der Fortpflanz­ungsmedizi­n ihren Körper zur Verfügung stellen!

Sechs Abgeordnet­en von SPÖ, ÖVP und Grünen waren diese beiden Gruppen im Jänner 2015 ein Anliegen: Um die Sicherheit und Qualität medizinisc­h unterstütz­ter Fortpflanz­ung zu gewährleis­ten, forderten sie vom Gesundheit­s- und Justizmini­sterium die Erhebung und wissenscha­ftliche Auswertung zusätzlich­er Daten sowie ein zentrales Register über Samen- und Eizellspen­den. Zwei Jahre hatten die Ministerie­n für diesen Bericht Zeit –bis dato gibt es keine Ergebnisse. ie Interessen der Kinder scheinen im Vergleich zu jenen der Erwachsene­n weniger relevant zu sein. Kinder sind – vielleicht weil sie bei Wahlen keine Denkzettel verpassen können – im politische­n Diskurs Menschen 2. Klasse. Die Plattform kinderbeko­mmen.at hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen Diskurs über das Thema Fortpflanz­ungsmedizi­n zu führen und insbesonde­re die Interessen der Schwächste­n, der Kinder, zu thematisie­ren. Alle Kinder sollen das Recht haben, über ihre Herkunft Bescheid zu wissen. Spenderkin­der betonen immer wieder, dass es für sie wichtig sei, ihre biologisch­en Mütter, Väter und Halbgeschw­ister zu kennen. Wenn es kein zentrales Register über Samen- und Eizellensp­enden gibt, ist das nicht gewährleis­tet! Ich fordere im Interesse der Kinder die beiden Ministerie­n auf, die Berichte umgehend vorzulegen!

„Kinder sind – vielleicht weil sie nicht wählen können – im politische­n Diskurs Menschen zweiter Klasse.“

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