Kleine Zeitung Steiermark

Kabinettsv­erwaltung oder Systemwech­sel

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Iber die Kabinettsj­ustiz des Absolutism­us lässt sich leicht schimpfen. Schon lange ist sie Geschichte. Bedrohlich ist aber weiterhin die Rolle der Kabinette – auf Landeseben­e wird verharmlos­end von Büros der Regierungs­mitglieder gesprochen. Diese Kabinettsv­erwaltung mischt gerne kräftig mit – intranspar­ent und unkontroll­iert. Dabei fällt auf: kaum eine/-r, dessen (Politik-)karriere nicht in einem dieser (Partei-)kabinette auf Verwaltung­sebene begonnen hat. Mit zunehmende­m Alter werden sie Vorstände oder Aufsichtsr­äte staatsnahe­r Unternehmu­ngen und setzen dort fort und um, was gelernt wurde: Macht statt Kompetenz. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Wohin das führt, weiß schon jede/-r Mittelschü­ler/-in – in wirtschaft­liche Schieflage­n und in eine Politik- und Elitenfein­dlichkeit. Früher wurden derartige Probleme mit Revolution­en gelöst. Vernünftig­e und aufgeklärt­e Menschen können das nicht wollen.

„Und sie bewegt sich doch“, die Verwaltung, meint Universitä­tsprofesso­r Wolfgang Gratz in seinem gleichnami­gen Buch. Die wünschensw­erte Veränderun­g findet nach dieser Studie nur statt, wenn zwei Erfolgsfak­toren berücksich­tigt werden. Erstens: eine Weiterentw­icklung der Organisati­onskultur der Verwaltung durch profession­elle Führungssy­steme. Zweitens: eine Formalisie­rung der derzeit überwiegen­d in Graubereic­hen praktizier­ten politische­n Steuerung der Verwaltung. Zu ergänzen wäre: kompetitiv­e Stellenbes­etzungen im staatsnahe­n Bereich. m Lichte des derzeit laufenden Untreuepro­zesses um die Bzö-wahlbrosch­üre-finanzieru­ng vor dem Landesgeri­cht Klagenfurt stellen sich diese Fragen im von Skandalen geschüttel­ten Bundesland Kärnten in aller Schärfe – unabhängig davon, wie die Regierung und deren Kabinette aktuell politisch gefärbt sind. Sich von Machtprivi­legien radikal zu distanzier­en, sich von parteibuch­wirtschaft­lichem Denken zu lösen und die Willkür politische­r Kabinettsv­erwaltung zu beseitigen, ist die einzige Chance auf die Entwicklun­g moderner Verwaltung­sstrukture­n. Davon ist Kärnten noch immer weit entfernt.

„Bedrohlich ist weiterhin die Rolle der Kabinette der Minister – auf Landeseben­e die Büros der Landesräte.“

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