Kleine Zeitung Steiermark

Eigenartig­e Geschichte mit Taxi

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Während alle auf den Angeklagte­n warten, geht im Landesgeri­cht Graz plötzlich eine Tür auf und ein schmächtig­er Afrikaner wird von einem Justizwach­ebeamten herausgefü­hrt. Die Mama schimpft unter Tränen auf ihn ein. Plötzlich fällt sie ins Deutsche: „Das ist Österreich!“

Da sprintet der Angeklagte herein. Er habe keine Ladung bekommen, sagt der türkische Taxifahrer zu Richter Andreas Lenz, der ihn am Telefon erreicht hat. „Kein Problem“, winkt er ab, als ihm erklärt wird, Von Fall zu Fall er Anspruch auf längere Vorbereitu­ngszeit hätte, „ich bin da“. Der Vorwurf: Nötigung. Er soll versucht haben, einer jungen Frau, die er von Graz in eine Bezirkssta­dt führte, einen Zungenkuss aufzuzwing­en.

An die Frau erinnert er sich: Sie sei etwas betrunken gewe-

Esen, er habe kaum mit ihr geredet, sie sei hinten gesessen und habe die halbe Fahrt telefonier­t, er habe sie abgesetzt und aus. r hat bemerkt, dass ich etwas betrunken und sentimenta­l war“, erinnert sie sich. Sie versuchte vergeblich, ihren Freund zu erreichen. Sonst keine Telefonate. Sie sei vorne gesessen, plötzlich habe der Taxler ordinär geredet: „Du musst einmal einen anderen Mann f..., dann geht’s dir besser.“Er habe sie dann am Genick gepackt, zu sich gedrückt und geküsst.

„Eigenartig­e Geschichte“, findass

Idet der Richter. Beide scheinen glaubwürdi­g, aber das Opfer ist sich in Details unsicher. Das ist schlecht. „Ich war geschockt und verwirrt, wollte nur weg.“– „Sie sollte die Lügen zurücknehm­en“, findet der Taxler. hre Telefondat­en sind sicher und widersprec­hen dem Angeklagte­n: Sie hat wirklich nicht telefonier­t. „Jetzt wird’s eng“, sagt der Richter. – „Ich verstehe nicht.“– „Das erklär ich Ihnen das nächste Mal.“Vertagung zwecks Zeugenladu­ng. Tipp: Das ist Österreich. Da kann man sich einen Verteidige­r nehmen.

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