Einheitliche Entlohnung, Bezahlung aus einem Fonds, neue Berufsschulen. Die Grünen wollen die Lehrlingsausbildung umkrempeln – und ernten kritische Reaktionen.
Semesterferien. Für viele Schüler nicht nur eine zeitliche Zäsur, sondern auch eine gedankliche. Die Grüne Wirtschaft und deren Bundesvorsitzende Sabine Jungwirth wollen nun den Zeitpunkt der vielen Fragen nutzen, um intensiv über eine neue Form der Schulalternative, nämlich der Lehrausbildung, nachzudenken. Es müsse ein Ziel sein, wieder „mehr Betriebe in die Lehre reinzubringen“, erklärt Jungwirth.
Die grüne Idee? Kleine und mittlere Unternehmen sollen mehr Lehrlinge ausbilden. Die Ausbildung konzentriere sich zu stark auf große, dem müsse entgegengewirkt werden. Wie? Unter anderem mit einer „aufgewerteten Berufsschule, die das Matching zwischen Jugendlichen und Betrieben machen soll“(Jungwirth). Auch Lehrverträge sollen mit der Berufsschule abgeschlossen werden. Zudem will Jungwirth allen Lehrlingen, egal welches Berufsbild, die gleiche Entschädigung zahlen. Das würde zur Gleichstellung von Mann und Frau beitragen. Gezahlt werden soll aus einem Fonds, der von sämtlichen heimischen Betrieben und auch der öffentlichen Hand gespeist wird.
Erste Reaktionen auf das grüne Konzept fallen kritisch aus. „Die Vorschläge gehen in die falsche Richtung“, heißt es etwa von Wirtschaftskammer-präsident Josef Herk. Die Wirtschaft funktioniere beim Thema Entlohnung nach „keinem Einheitsbrei“. Zudem sei schon jetzt „die Summe der steirischen Familienunternehmen“größter Lehrlingsausbildner. Wichtig sei, „die Jugend und vor allem auch die Eltern“für die „Möglichkeiten einer dualen Ausbildung zu begeistern“. „Forderungen nach mehr Reglementierung und verpflichtender Umverteilung sind weder neu noch nachvollziehbar“, entgegnet auch Georg Knill, Präsident der steirischen Industriellenvereinigung. Es gehe um „die Zukunft junger Menschen und die orientiert sich an Talenten, Interessen und Begabungen und lässt sich nicht nach einem Schlüssel verteilen“.
Aber, so der Iv-präsident, tatsächlich „verbesserungswürdig“sei „das Image des Ausbildungsmodells Lehre“.