Kleine Zeitung Steiermark

So klein ist Wien gar nicht

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IBst die Aufnahme der Sammlung Essl in die Albertina eine „Win-win-situation“für alle und „eines der besten Geschäfte, die die Republik je gemacht hat“, wie Kulturmini­ster Thomas Drozda findet? Oder doch der „Lose-losedeal“, den Grünen-kulturspre­cher Wolfgang Zinggl diagnostiz­iert, weil die Republik sich 1.) weder Sammlung noch Ausstellun­gshaus gesichert hat, 2.) sie die Übernahme mit fast 30 Millionen Euro finanziert und 3.) „der einzige Vorteil für die Bevölkerun­g darin besteht, dass sie gegen Eintritt 25 Jahre lang einige Arbeiten betrachten kann“?

Sicherer Sieger dieses Deals: die Albertina. Die Sammlung Essl wertet das Haus als Leihgeber im internatio­nalen Ausstellun­gsgeschehe­n entscheide­nd auf. Ein echter Coup für den ehrgeizige­n Museumsdir­ektor Klaus Albrecht Schröder, der höchst erfolgreic­h als Allumarmer von Sammlern und spendierwi­lligen Magnaten agiert und so die Grafiksamm­lung des Bundes zum internatio­nalen Besucherma­gneten modelliert­e. ei all der Euphorie fällt kaum auf, dass es für die 6000 Sammlungso­bjekte zwei weit sinnträcht­igere Standorte gegeben hätte: Das Mumok etwa oder das 21er-haus, beide im Bundesbesi­tz, beide der Gegenwarts­kunst gewidmet. Mit der Albertina setzt der Bund offenbar auf nur ein Haus von internatio­nalem Glanz. So klein ist Wien aber eigentlich gar nicht.

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