Sorglosigkeit im Land der Lügen
DWas Bild sieht bekannt aus, man sieht es oft in letzter Zeit: Etwa auf dem Plakat zu „La La Land“, dem für 14 Oscars nominierten Filmmusical über die Liebesgeschichte zweier erfolgloser junger Künstler. Emma Stone und Ryan Gosling sind darauf beim Tanzen abgebildet, mitten im Schwung, es ist ein Bild, das von Ausgelassenheit und Übermut erzählt. Und deshalb hat es die britische Street-art-künstlerin Bambi wohl ausgewählt: für ein Graffito, das seit einigen Tagen eine Mauer in der Cross Street im Londoner Stadtteil Islington ziert.
Bambi (die es wie ihr berühmter Kollege Banksy vorzieht, anonym zu agieren) hat in ihrem überlebensgroßen Werk gewisse Änderungen am Originalbild vorgenommen: Nicht Stone und Gosling sind darauf zu sehen, sondern die britische Premierministerin Theresa May und Us-präsident Donald Trump. Auch der Titel ist adaptiert: Aus „La La Land“, dem Land der weltverlorenen Träumer, ist „Lie Lie Land“geworden, das Reich der Lügen.
May, die den Brexit exerzieren wird, und Trump, dessen politischen Kurs man bestenfalls erratisch nennen kann, als sorglos tanzendes Paar: ein Bild als Kommentar zur Verantwortungslosigkeit der Politik in beängstigenden Zeiten. ie lange Bambis Werk erhalten bleibt, wird sich zeigen: Nicht nur Stencils (Schablonen-spraybilder) ihres Kollegen Banksy wurden bereits aus Mauern gesägt. Auch ein Spraybild von Bambi, zu deren Fans Stars wie Robbie Williams und Rihanna zählen, wurde in London jüngst gestohlen, es hieß „Good Mourning America“und zeigte die Freiheitsstatue mit Totenkopf. Denn Graffiti, ursprünglich gesellschaftskritische Kunst, die sich mit beißendem Witz gegen das Establishment wandte, sind längst um viel Geld gehandelte Sammelobjekte.
„Lie Lie Land“aber steht nicht zum Verkauf. Gut so, wer weiß, ob sich nicht Feingeist Trump höchstpersönlich dafür interessiert hätte. Seine Kunstsammlung soll ja vor allem aus Bildnissen seiner selbst bestehen. Ungelogen.