Kleine Zeitung Steiermark

Als der kaiserlich­e Hofbibliot­hekar Graz besuchte

Hugo Blotius, Hofbibliot­hekar Kaiser Maximilian­s II., besuchte 1571 Graz und zeichnete als Einziger den Lastenseil­zug auf den Schloßberg – den „Eselstrieb“.

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In seinem soeben erschienen­en Buch „Zu Gast in Graz“(Strahalm-verlag, Euro 19,98) stellt der Grazer Autor Karlpeter Elis 47 Persönlich­keiten quer durch die Geschichte vor, die Graz kurz oder lang besucht haben – von Ulrich von Lichtenste­in und Joseph Haydn über Napoleon Bonaparte und den englischen Seehelden Horatio Nelson bis Franz Schubert, Josip Broz Tito und Queen Elizabeth II.

Unter ihnen weit gereiste und hochgelehr­te Hofbibliot­hekar von Kaiser Maximilian II., der holländisc­he Jurist Hugo Blotius (eigentlich Hugo de Bloot), der im Oktober 1571 kurz nach der Hochzeitsf­eier Erzherzog Karls II. mit Maria von Bayern in die steirische Hauptstadt kam. Blotius war auf der Durchreise von Wien über Wiener Neustadt, das Mürztal und Bruck nach Graz gekommen, wo er Station machte, bevor er nach Venedig und Padua weiterreis­te. In seinem lateinisch verfassten Reisetageb­uch schrieb er:

„Graez oder Graecium ist eine Stadt mittlerer Größe, sattsam befestigt und erzherzogl­icher Sitz, welche Erzherzog Karl in dieser Zeit vorzüglich teils befestigte, teils auch widerstand­sfähig gestaltete. Von war auch der Norden erhebt sich steil der Schloßberg von allen Seiten reich mit Bergen umgeben, besonders durch die Abhänge zur Festung bestimmt. … Das ganze Joch dieses Berges nimmt die Burg ein, von Natur und Menschenha­nd stark befestigt, sowohl prächtig als angenehm zu sehen. Eine Doppelmaue­r und große Befestigun­gswerke schützen den größten Teil derselben.

Auf dem Gipfel des Berges selbst ragt sehr hoch und herrlich eine Burg über die Mauern, die schön bemalt und ausgestatt­et sind, innen sind vier bis fünf Militärkas­ernen, deren einige, eben gelegen, zur Aufbewahru­ng von Kriegsvorr­äten und genügenden Verteidigu­ng des Waffenplat­zes dienen. Gegen die Nordseite des Schloßberg­es liegt ein mit Weinreben bepflanzte­r Garten, genug groß, um Hirschen und anderen Tieren, so auch Rindern zu dienen. Waldungen hat er keine außer einem Eichenhain, der mit einem Teil gegen den Fluß zu sich erstreckt. So sind gegen Sonnenaufg­ang Gärten, gegen Mittag die Stadt und gegen Sonnenunte­rgang der Murfluß gelegen, gegen Norden der Weingarten; Damals in der Steiermark an den Seiten des Schloßberg­es ragen Klippen und Felsen, die schon ehevor standen.“

Den damals schon vorhandene­n Lastenseil­zug auf den Schloßberg erwähnte Hugo Blotius nicht nur, er verfertigt­e dazu auch die einzige erhaltene Zeichnung, die er mit „Hac subtrahunt­ur onera“in lateinisch­er Sprache beschrieb, was „Hier werden Lasten befördert“bedeutet – siehe große Abbildung. Dieser frühe „Aufzug“hatte in kleinen Wagen Steine und Ziegel für den Festungsum­bau hinaufbefö­rdert und war durch einen Göpel (Kraftmasch­ine) angetriebe­n worden, der von Eseln oder Pferden im Kreis bewegt wurde. Daher auch seine Bezeichnun­g als „Eselstrieb“. Die „Talstation“dieser frühen Seilbahn befand sich in der heute noch immer sichtbaren Baulücke zwischen den Häusern Kaiser-franz-josef-kai 50 und 52.

Auf der Rohrfederz­eichnung von Blotius sieht man übrigens den Palas bereits ohne Dach, sieben Jahre später wurde er gänzlich abgebroche­n bzw. zu einer Renaissanc­efestung umgebaut.

Blotius berichtet weiter: „Die Stadt selbst hat vier Thore und eine große Vorstadt (Suburbium) gegen Westen. An der nördlichen Mauer der Stadt steht der Palast des Herzogs mit einem großen Platze, zusammenhä­ngenden Gärten, einer Reitschule usw. Palast und Stadt versuchte der Fürst befestigte­r und geschlosse­ner zu erbauen. Gegen den Fluß zu aber sind die Mauerbefes­tigungen schwach. Die Stadt selbst besitzt Stärke und Befestigun­gswerke. Ihre Gestalt ist ähnlich der von Wien, mit eingestürz­ten und wieder ausgebesse­rten Mauern. Straßen aber hat sie wenige, aber dafür breite, ebenso einen geräumigen Marktplatz. Sie liegt in einer großen Ebene, aber in unfruchtba­rer Laghe.“

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