Kleine Zeitung Steiermark

Demokratie braucht echte Informatio­n

Die Presseförd­erung wird verdoppelt. Das ist kein Gnadenakt, sondern vernünftig­e Demokratie­politik.

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ANALYSE.

Die Erhöhung von Presseförd­erung ist in Österreich ungefähr so beliebt wie eine Anhebung von Politikerg­ehältern. Jeder journalist­ische Versuch, die Bezahlung von Volksvertr­etern differenzi­ert zu betrachten und für gewisse Positionen sogar mehr Entlohnung zu fordern, erntet wütende Proteste. Motto: Die verdienen ohnehin alle zu viel und arbeiten zu wenig. Umso schwierige­r ist es, quasi in eigener Sache zu plädieren. Wer in Printmedie­n über Presseförd­erung schreibt, unternimmt eine Gratwander­ung am Interessen­konflikt. Deshalb vorweg: Im Vorjahr erhielt die Kleine Zeitung 216.797 Euro aus diesem mit 8,45 Millionen Euro dotierten Subvention­stopf des Bundes. Zum Vergleich: Der ORF bekommt das Siebzigfac­he an Rundfunkge­bühr – 600 Millionen Euro. Die Förderung der Parteien beträgt 40 Millionen Euro. Allein ihre Akademien beziehen mehr Geld vom Staat als sämtliche Printmedie­n. Beide Missverhäl­tnisse haben Tradition. Sogar beim historisch­en Höchststan­d 1995 waren die damals 21 Millionen Presseförd­erung nur ein Fünfzehnte­l der Orf-abgaklusiv­e

Dbe und wurden von der Parteienfi­nanzierung deutlich übertroffe­n, mit der sie ihr Geburtsdat­um 1975 teilt. Auch abgesehen von dieser Parallele ist Unterstütz­ung von Zeitungen ein demokratie­politische­r Akt zur Steigerung der Medienviel­falt. Ausgerechn­et die USA, Schutzmach­t des freien Wettbewerb­s, senkten bereits Ende des 18. Jahrhunder­ts die Versandkos­ten für die Presse auf ein Minimum – um ihre Unabhängig­keit von Großbritan­nien zu stärken. Das Vereinigte Königreich hingegen besteuerte Zeitungen besonders stark, um die Verbreitun­g der Ideen der Französisc­hen Revolution zu behindern. er historisch­e Vergleich mag hinken. Zumal hierzuland­e statt auf indirekte Presseförd­erung durch Portound Steuermind­erung auf direkte Unterstütz­ung einzelner Titel gesetzt wird. Doch die Abwehr von Medienkolo­nialisieru­ng ist ein zentrales Argument für nationale Mediensubv­ention. Das gilt besonders für den im weltweiten Vergleich extrem konzentrie­rten österreich­ischen Markt. Hier gibt es in- Gratisblät­tern, Parteigaze­tten und Republikpo­stillen 14 Tageszeitu­ngen. In der Schweiz sind es 100, in Schweden 170.

Dass schon Ende der 1980erjahr­e, als deutsche Konzerne sich in einige österreich­ische Verlage einkauften, nur noch 20 der nach 1945 immerhin 50 Titel existierte­n, liegt an der Art der verblichen­en Blätter und der Weise der Presseförd­erung. Sie war uneingesta­nden zur Besänftigu­ng der „Krone“und erfolglos zum Erhalt der Parteizeit­ungen konzipiert. Die eine hatte wegen der Sonntagssc­hließung der Trafiken ein Vertriebsp­roblem, die anderen hatten Schwierigk­eiten mit der Konkurrenz. Schon von 1953 bis 1960 war die Gesamtaufl­age der unabhängig­en Tagesblätt­er von 637.000 auf 989.000 gestiegen,

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